Las Herederas (Pantallalatina)

Taxi-Driver,

aber Frau statt Mann, Paraguay statt New York und 2018 statt 1976.

Der Titel dieses Filmes von Marcelo Martinessi, die Erbinnen, soll die Betrachtungsoptik bestimmen, das Element des Erbens. Ein Film voller Erbinnen. In den hochherrschaftlichen Kreisen, in denen der Film spielt, wimmelt es nur so von Erbinnen. Sie sind Personal gewohnt, Fahrer, Haushaltshilfen, Köchinnen. Sie leben edel eingerichtet. Einige treffen sich regelmäßig zum Kartenspielen. Es handelt sich überwiegend um gehobenere, ältere Damen.

Aber Martinessi transportiert mit seinem eher düsteren Film in manchen Momenten so etwas wie eine Existenz-Groteske über das Leben dieser Damen. Oder was über manche erzählt wird bei der Rückfahrt von der Spielrunde. Eine sei 52 Jahre verheiratet gewesen. Und es sei eine gute Ehe gewesen, behauptet sie. Kaum hat sie das Auto verlassen, bricht es aus einer anderen heraus, die seien ja nie zusammen gewesen, sie habe die Ehe nur durchgehalten wegen dem Erbe.

Männer kommen kaum vor, mal als Klavierträger oder als untauglicher Geliebter, der nach zwei Jahren den Laufpass erhält.

Die Hauptstory ist die von Chela (Ana Brun). Auch sie ist eine Erbin, in einem herrschaftlichen Haus aufgewachsen, Louis XIV oder Louis XV-Möbel. Sie war nie verheiratet, hat keine Kinder. Sie ist mit Chiquita (Margarita Irun) zusammen. Sie können nicht umgehen mit Geld, mit dem Erbe. Die Schulden häufen sich; Betrugsvorwürfe.

Chiquita kommt ins Gefängnis. Chela hat Mühe, den aufwändigen Haushalt weiterzufinanzieren. Sie lässt anschreiben, wo immer sie kann. Die Wohnung leert sich zusehends, weil sie Hausrat verkaufen muss. Sie fährt einen uralten Mercedes – sie hat keinen Führerschein, ist noch nie Autobahn gefahren.

Über einen kleinen Gefallen, den sie einer Bekannten tut, entwickelt sich für sie ein Job als Fahrerin. Verlust des Privilegs der reichen Klasse. Jetzt wartet sie im Vorraum bei den alten Damen, die Karten spielen, bis ihre Kundin nach Hause gefahren werden will. Sie gilt als vertrauenswürdig, wird weiterempfohlen und behandelt wie einer Dienerin.

Über den Job lernt sie Angy (Ana Ivanova) kennen, eine schwarzhaarige, markante, jüngere Frau. Angy bemerkt die Isolation und auch Hilflosigkeit im Leben von Chela. Sie holt sie aus der Reserve heraus.

Der Film ist allein schon eindrücklich durch die Riege von bemerkenswerten Frauen, die den Cast bilden. Mit dem Erbinnenthema liebäugelt er vielleicht mit einem möglichen Niedergang jenes lange herrschenden Zweiklassensystems in Lateinamerika, das die weißen Eroberer eingeführt haben. Im Unscharf betrachtet, wirken die Figuren wie Fossilien, die sich in einer Urwelt bewegen, einer Welt, die so keine Zukunft hat.

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