Aufbruch zum Mond

Ein Stück Biopic aus dem Leben des Ersten Mannes auf dem Mond, Neil Armstrong.

Der Film nach dem Buch von Josh Singer (Die Verlegerin) nach dem Roman von James R. Hansen in der Regie von Damien Chazelle (La la land; Whiplash – mit diesen beiden Filmen hat Chazelle eine recht smarte, hollywoodkonforme Kinohandschriftenprobe vorgelegt) fängt bei der Landung eines Vorversuches zum Mondflug 1961 in der Mojave-Wüste an.

Da zeigt der Film schon, worauf es ihm ankommt: auf Markerschütterung scheint er es anzulegen, bildnerisch mit ungeheurem Geruckel, dass die Leinwand zu bersten droht und mit Sound aus allen Kanälen. Der Film will nahe gehen, erzählt er uns damit.

Und er will uns noch näher gehen, indem er das Leben von Armstrong auf zwei Schienen erzählt; als Familienvater mit einer stinknormalen Familie, ja mit tragischem Input: ein Töchterchen, was an einem Tumor ganz klein schon stirbt; aber eine Vorbildfamilie.

Wobei es ein lustiges Apercu ist, dass seine Frau Janet (Claire Foy) mit einer Nacharin über diese Normalität spricht, respektive von ihr träumt, nachdem das Astronautentum ihres Mannes immer abenteuerlichere Züge und Bekanntheit annimmt. Während die Nachbarin von einer Zahnarztgattin erzählt, die tatsächlich ein „normales“ Leben führe – und sich nach Außergwöhnlichem sehne. Der Mensch hat’s nie recht, so wie er’s hat. Das heißt nicht, dass mich solche Allgemeinplätze für den Film vereinnahmen.

Es gibt sogar Dinge, die mich eher distanziert lassen. Denn der ganze Film ist von einem selbstverständlichen, subtilen Patriotismus durchzogen, dass die Amis mit dem Mondflug endlich die Russen hinter sich gelassen haben, dass auf dem Mond das Sternenbanner weht (gerade deshalb diskutieren sie in den USA, ob der Film patriotisch genug sei, da dieses Pflanzen der amerikanische Flagge auf dem Mond nicht genügend zelebriert werde).

Auch vermittelt mir der Film in dieser Mischung aus Karriere und Familie, die beide aus der Mäuschenperspektive geschildert werden, das unangenehme Gefühl, dass ich mit etwas befasst werde, was ich nicht unbedingt wünschenswert finde; das ist vielleicht diese Selbstverständlichkeit, mit der ich diese patriotische Position, die den Mondflug bewundert und für Amerika reklamiert, nicht unbedingt teile.

Was mich ferner filmisch auf Distanz hält, das ist Ryan Gosling, der die Rolle offenbar unbesehen zugesagt hat, dem möglicherweise gar nicht aufgefallen ist, dass die Rolle alles andere als spannend geschrieben ist, denn die ist mehr Deko fürs Raumfahrtsmuseum denn Essential fürs heutige Kino.

Gosling muss so oft wie möglich frisch und jung aussehen, optimistisch sein, über Leichen gehen (bevor Apollo elf erfolgreich war, kamen einige Astronauten bei Fehlversuchen zu Tode). Da ist er dann nachdenklich oder weint. Aber der Star ist unterfordert mit der Rolle; denn der niederschwellige Patriotismus geht eindeutig vor. Dieser verträgt keine Komplikation durch eine komplexe Rolle. Da darf keine Schauspielerleistung ablenken davon.

Irgendwie scheint der Film den Zuschauer in eine Position des schlechten Gewissens zu drängen, dass er selbst sich nicht an diesen patriotischen Aktionen beteiligt hat, bei denen ein kleiner Schritt auf dem Mond einen großen Schritt für die Menschheit bedeute. Wobei der Film die Erklärung schuldig bleibt, was denn das für ein großer Schritt gewesen sein soll, wenn man die aktuellen gesellschaftlichen-politischen Zustände nur schon in Amerika betrachtet; dass der aktuelle amerikanische Präsident ein großer Schritt für die Menschheit sei, ein Fortschritt gar? So besehen gewinnt der Film die Qualität eines grimmigen Propagandastreifens.

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