An den Rändern der Welt

Thomas Tielsch dokumentiert den Exotik-Fotografen Markus Mautke, der um die Welt jettet, vom Süd-Sudan über Äthiopien nach Indonesien und dann zum Amazonas, immer auf der Jagd nach geldwerten Motiven und im Sinne der Ziele von Organisationen wie Green Peace, denen am Erhalt des Planeten liegt.

Immer auch ist Mautke im Zwiespalt, Dinge an den Tag zu zerren, unkontaktierete Indigene, die besser im Verborgenen blieben – denn unsere Zivilisation kann mörderisch und zerstörerisch auf diese Kulturen wirken, das zeigen Beispiele aus Afrika: sobald diese Menschen Geld verdienen, bekommen Sie Zugang zu Schnaps und Drogen – und wenden sich diesen zu.

Das Ziel wäre, meint er, deren Traditionen zu bewahren, ohne sie vom Fortschritt auszusperren (was am ehesten in der Verwendung malerischer Traditionen für den Tourismus verwirklicht werden kann). Er will dazu beitragen, indem er sie in Stammeskostümen, in pittoresker Körperbemalung und in buntem Schmuck fotografiert.

Das hat groteske Folgen. Da die Indigenen Geld für Fotos erhalten, wechseln sie eifrig die schönsten Schmuckstücke und Kopfbedeckungen untereinander aus, damit möglichst viele vom Geldsegen profitieren.

Andererseits muss der Fotograf die Bilder verwenden können, schließlich lebt er davon. Offensichtlich aber nicht gut genug, um im Amazonas eine plötzlich um ein paar Tausend Euro erhöhte Maut zum Besuch eines Stammes zu bezahlen.

Immer wieder geben porträtierte Menschen flüchtige Einblicke in ihr Leben, wie sie ihren Lebensunterhalt bewältigen, was die Zivilisation bei ihnen verändert hat, was der Bau eines Staudammes, was Brandrodungen.

Manche wehren sich mit Hilfe aus aller Welt gegen den Bau eines Staudammes, der verheerende Folgen für sie hätte – und bekommen sogar Recht vor Gericht. Andere behelfen sich mittels Erheben einer Maut.

Ehemalige Seenomaden arbeiten als Tauchlehrer oder verkaufen von Schiffen aus Souvenirs an Touristen.

Der Film ist ein Potpourri aus schnell an vielfältigen Stellen der Welt geschossenem Material, fotogen arrangierten Menschen zwischen Indigenität und Globalisierung.

Für den fotokulinarischen Naturaspekt schneidet Thomas Tielsch immer wieder gefällige Drohnen- und Unterwasseraufnahmen dazwischen. Es dominieren anzivilisierte Indogene, die sich nicht mehr allzusehr von anderen Menschen am Rande der Zivilisation in den Armenghettos um die Megapolen unterscheiden. Noch haben sie ihren traditionellen Schmuck und die Tänze – ohne diese wären sie für Mautke offenbar nicht interessant genug.

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