Lebenslinien: Christiane Blumhoff – Mehr als Komödie (BR, Montag, 29. Oktober 2018, 22.00 Uhr)

Rassimus im BR?

An diesen Lebenslinien von Boris Tomschiczek (Redaktion Christiane von Hahn) über Christiane Blumhoff sind einige Dinge bemerkenswert.

Sie ist Schauspielerin, wird hier aber als Volksschauspielerin bezeichnet. Näheres über diese Begriffsdifferenzierung zu erfahren, wäre interessant.

Die Kamera von Josef Mayerhofer liebt Spiegelspielereien, besonders, wenn Christiane Blumhoff vor ihrem Verhau von Fotos der Kindheit sitzt; dieses Chaos spiegelt sich in den Brillengläsern. Chaos, Härten, Brutalitäten in der Kindheit, das was schon in den Lebenslinien von anderen Schauspielerinnen zu erfahren, bei Ilse Neubauer.

Hier war es das Extrem der Bindung und Terrorisierung durch die Oma (der Krieg hatte ihr alles genommen und nur die Enkelin gelassen). Jetzt sagt die Schauspielerin, Freiheit sei ihr das Wichtigste. Aber ihre Kernfamilie, das sind nach dem Tod ihres Mannes ihre drei längst erwachsenen Kinder, würde zusammenhalten wie ein Kokon – spiegelt sich da nicht das Verhalten der Oma wieder?

Am bemerkenswertesten allerdings – und dass der BR das sendet, dafür verdient er Respekt – ist der Hinweis auf Rassismus beim BR, zumindest in der Vergangenheit. Nachdem Christiane Blumhoff einen jungen Mann, der Diplomat werden wollte, geheiratet hat, blieben die Angebote vom BR, bei dem sie beim Komödienstadel gut beschäftigt war, plötzlich aus.

Der Makel an der Heirat: die Hautfarbe ihres Mannes war schwarz, er stammte aus Niegeria. Wäre solche Besetzungwillkür beim BR heute theoretisch noch möglich? Wie wird generell heute besetzt? Haben alle Schauspieler gleiche Chancen? Gibt es Wettbewerb um die Rollen? Oder ist nicht auch heute noch jede Besetzung ein nicht justiziabler Gunstbeweis?

Im Film trifft die Protagonistin auf die Tochter des Erfinders des Komödienstadels, die will nicht wahrgenommen haben, dass Blumhoff damals bewusst ausgegrenzt worden sei. Nach der Metoo-Debatte scheint das ein noch unbeackertes Feld.

Und überhaupt: warum wird immer nur über bekannte Schauspielerinnen so ein Feature gemacht. Hier kommt Ursula Rehm vor, wer ist sie – hätte sie – und viele, viele andere, die immer wieder im Fernsehen zu sehen sind, nicht auch was zu erzählen? Ist das nicht auch wieder eine Art der Diskriminierung, nur die zu präsentieren, die eh schon im Geschäft sind? Womit die Sendung lediglich eine Werbesendung in eigener Sache wird.

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