Wuff

Wau,

wau wau, kläff, knurr – miau. Viele Hunde, viele Rassen, dazwischen erfundene Menschen, locker geschauspielert von lockern Schauspielern, mutmaßlich nach dem Leben, aber eben: nicht nach dem Leben, sondern nach den Erfindungen von Andrea Wilson (SMS für dich, Vaterfreuden) in der nicht strengen Regie von Detlev Buck, dem es wohl auch an tieferer Einsicht darin gefehlt hat, was uns Andrea Wilson mit diesem ihrem Drehbuch sagen will.

Es gab anno 2000 einen aufregenden Film über Hunde und Herrchen: „Amores Perros“ von Alejandro G. Inarritu. Das war ein Film, der mit Scharfblick Verhaltensweisen von Hunden und Herrchen beobachtet und pikant filmisch serviert hat, der bewiesen hat, dass sich aus der Beobachtung von Viechern und Menschen kinematographisches Kapital ziehen lässt. Er hat sich auf drei Paarungen beschränkt – in der Beschränkung zeigte sich schon früh seine Meisterschaft. Es war denn auch der Durchbruchsfilm von Inarritu.

Das dürfte Detlev Buck und Andrea Wilson nicht passieren. Sie haben im Subventionstümpel längst ihren Durchbruch, da kommt es auf Einbrüche nicht an; denn Subventionsname ist gleich Subventionsname; geheiliget seien bei den Fördergremien die Subventionsnamen, denn die Gremien sind leichtgläubig und gerngläubig, wenn sie einen Namen mal buchstabieren gelernt haben.

So kommt es, dass Buck und Wilson sich nicht weiter um ihr Thema kümmern zu glauben müssen. Sie fahren eine Unmenge von Hunden und Herrchen und Frauchen auf, viele darunter Subventionsnamen; und dann erfinden sie Szenen, Alltagsszenen, vielleicht auch Berliner Szenen.

Ein Beispiel soll genügen, vielleicht ist es sogar das verheißungsvollste, denn es skizziert immerhin einen Konflikt: Ein Chefredakteur zitiert zwei seiner Angestellten, es ist ein Ehepaar. Er erklärt des Langen und Breiten, dass nur eine Person der beiden Chef werden könne und dass das, weil er ihm gesteckt hat, dass sie mitten in der Familienplanung seien, nun mal der Mann sei, da die Frau ja mit Kinderkriegen beschäftigt sei (es hieß mal die Frau als Gebärmaschine, aber so weit wollen Buck-Wilson sich nicht aus dem Fenster lehnen). Das könnte immerhin, wenn auch ein recht plumper, Konflikt sein. Wobei offen bleibt, was Hunde damit zu tun haben.

Wenn man sich als Betrachter schon die Zeit für die Pressevorführung nimmt – hier sind es an die zwei Stunden – so möchte man sich selbst die Zeit ja nicht als verloren abschreiben, indem man versucht, den Film zu retten. Hier sieht es in dieser Beziehung mau aus.

Ein Möglichkeit, um aus dem Film wirklich ein brisantes Stück Kino zu machen, wäre wohl dies – das habe ich mir so während dem Screening vorgestellt – allen beteiligten Akteuren, als sei es selbstverständlich, ein Armbinde mit dem Hakenkreuz umzulegen. So könnte Provokation draus werden. Das habe ich mir eine Weile lang vorgestellt. Der Führer hatte ja auch was mit einem Hund.

Einen Tipp für Inspiration gibt es für die Filmemacher im ebenfalls heute anlaufenden Film von Frederick Wiseman Ex Libris – Die Public Library von New York.

Aber so, da fehlt nicht nur etwas, da fehlt es an allem: an Spannung, an Glaubwürdigkeit, an Witz, an Menschenkenntnis, an einem Geschichtsfaden. Mir scheint hier wieder viel Filmfördergeld für nichts und wieder nichts verpulvert worden zu sein zur Umverteilung von öffentlichen Geldern an Subventionsnamen.

Es gibt dreimal mindestens fettes Product-Placement für „drive now“ – keine gute Werbung und sie dürfte es verunmöglichen, den Film im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu zeigen, denn da ist das so ja nicht gestattet. In was für einer Welt leben Buck und Wilson eigentlich – und all die Schauspieler, die die Rollen zugeagt haben?

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