Der Huster im Haydn-Konzert.
Die Vermengung von Literatur, Autor (sein Privatleben und sein Fantasieleben), Übersetzer, Frauen, Konkurrenten scheint das Thema in diesem Film aus einem hochkomplizierten Produzentengeflecht von Daniel Alfredson, der mit Birgitta Bongenhielm auch das Drehbuch nach dem Roman von Hakan Nesser geschrieben hat.
Literatur und ihr Verhältnis zu den Autoren und deren Leben, zu den Frauen und Verlegern ist hochkomplex, so viel lässt der Film in jeder Faser spüren, so sehr, dass der Eindruck entsteht, die Macher und Darsteller wollen nichts falsch machen, ja, als hätten sie ein großes Tablett mit randvoll gefüllten Gläsern über einen Pflasterstein-Platz zu tragen und als dürfe kein Tröpfchen verschüttet werden.
Die Rahmenhandlung ist die: Ein Übersetzer, David (Benno Fürman) besucht den berühmten Autor Henderson (Ben Kingsley) auf einer, wie es heißt, griechischen Insel, die leider so gar nicht griechisch aussieht, denn gedreht worden ist in Kroatien.
Egal, es geht um Literatur und nicht um Geographie. Henderson wundert sich, dass David ihn überhaupt gefunden hat. Dieser möchte ihm aus seinem Buch vorlesen, was Henderson erst ablehnt. Er gewinnt ihn jedoch mit einem unerwarteten Twist.
Die Erzählung geht betulich langsam voran, als könne nichts die ruhige Stimmung trüben. Plötzlich gleitet sie in den Film dessen über, was erzählt wird. Es ist aus dem Leben von David, wie er mit Eva (Tuva Novotny) in die Berge fährt. Sie aber gibt ihm bekannt, dass es aus sei zwischen ihnen. So weit so hochnotpeinlich normal.
Aber die Twists, es gibt die Twists, es gibt Abweichungen vom vorgegebenen Schienenweg, der Film landet in Berlin. Hier trifft sich David mit Frau Kerr (Veronica Ferres); es geht um die strikt geheime Übersetzung eines Buches.
So kann der Film in den nächsten Schienenstrang einbiegen. Hier stößt Mariam (Daniela Lavender) zum Ensemble, was dadurch mit einer weiteren Farbe eines internationalen Kontinentalenglisch angereichert wird.
Wobei für die Deutschen schon lustig ist, wenn Veronica Ferres und Benno Fürmann miteinander Englisch sprechen. Das lassen sie auch bald sein und fallen ins Deutsche zurück.
Zu diesen deutschen Subventionsstars ist zu sagen, dass Ferres ihren Part tadellos ausfüllt. Bei Fürmann gibt es Momente, in denen er aus seinem bisherigen Rollenkorsett ausbricht, zu internationalem Format gedeiht, speziell, wenn er gar nichts macht, nur schaut und sinniert, da wächst er beachtlich, aber dann gibt es Fürmannrückfälle in Bewegung, Gestik und Mimik – wodurch die Rollenkontinuität ins Wanken kommt. Das fällt vielleicht einem nichtdeutschen Zuschauer weniger auf. Benno Fürmann mit einem erstaunlich antrainierten, ambitionierten irgendwie englisch klingenden Englisch.
Die Musik versucht, die Inszenierungs- und Erzählungswackler aufzufangen, gut abzupolstern.
Ben Kingsley lässt eine beachtliche Unlust am Dreh verspüren und er macht keinen Unterschied, ob er in seiner Rolle Fürmann in dessen Rolle als Übersetzer und Möchtegernautor verachtet oder ob er als Weltschauspieler den deutschen Provinzschauspieler, der sich nach dem Weltniveau zu strecken versucht, herablassend behandelt.