Vom Traum biblischer Urväter.
Oder: Fortpflanzungswunschträume verhaltener Frau über sieben Ecken mit strenger Bildkomposition und mit literarischem Ablenkungsinteresse verbrämt zu einem anständigen, harmonischem Bildbogen verhäkelt.
Ähnliches hat Sophie Coppola schon mal versucht mit Die Verführten. Das war fürs städtische Kunstgewerbemuseum, während es hier Marine Francen (unter Drehbuchmitarbeit von Jacques Fieschi und Jacqueline Surchat nach dem Roman von Violette Allhaud) eher ins Museum einfacher Bauernmalerei, etwas more sophisticated in Richtung Segantini vielleicht, praktiziert.
Die strengen Bildkompositionen im fast quadratischen Format vermögen zu fesseln. Sie lassen aber immer auch den Stickrahmen drumherum mitdenken.
Der Film beginnt 1851 mit der Machtübernahme Napoleons. Alle Männer, die demokratisch und revolutionär denken, werden gefangengenommen und verschleppt. In dem Bergdorf, in dem der Film spielt, bleiben nur Frauen zurück und kleine Kinder.
Wie soll sich so ein Dorf fortpflanzen? Die Ernte, das Mähen des Getreides, das schaffen die Frauen schon. Sie sind malerisch schön mit langen Röcken und gut sitzenden Oberteilen bekleidet, bildschön frisiert.
Wie die Fotografie sowieso auf Fotografie angelegt ist. Immer harmonisch und mittig ausgerichtet. Was die Strenge einer Arbeitsschullehrerin vermittelt.
Die Frauen trauen sich nicht ins Tal hinunter aus Angst, belangt zu werden. Insofern wissen sie nicht Bescheid über den Weltenlauf. Es gibt noch kein Radio, kein Telefon.
Die einzige im Dorf, die lesen kann ist, Violette (Pauline Buriet). Sie ist die einzige von den jungen Frauen, die noch Jungfrau ist. Nach vielen Gesprächen, Küchen- und Feldarbeiten und einer Schulstunde, in der Violette den Kindern die Buchstaben beibringt, taucht nach etwa einer Filmstunde als Silhouette ein Mann auf.
Ein Mann, ein Mann. Die Frauen haben sich aus Zukunftssorge verabredet, sollte ein solcher je wieder auftauchen, dann solle er möglichst viele Kinder zeugen. Sie haben das in weniger eindeutigen Worten gesagt.
Ein Mann, ein Mann (und nun grad gar kein besonders attraktiver). Er geht direkt auf Violette zu. Sie kümmert sich um ihn, die Frauen sind froh, dass überhaupt einer da ist. Die Natur besorgt den Rest zwischen Violette und Jean (Alban Lenoir), nachdem noch die Begriffe Voltaire und Victor Hugo gefallen sind – als Stimulantien?
Die anderen Frauen werden missmutig und erinnern Violette an die Verabredung. Sie ist bereits schwanger und er war nur mit ihr zugange. Aber sie hält sich an die Verabredung. Jean darf seines Amtes walten. Er darf sich abendlich mit einer anderen Frau verabreden.
Doch die Filmemacherin möchte es mit den schwangeren Bäuchen in Grenzen halten. Pars pro toto. Noch eine läuft rundlicher rum. Wie ich aus dem Kino kam, sind mir drei Frauen mit ebensolchen Bäuchlein wie im Film und die nebeneinanderher gingen, entgegengekommen; träum ich oder bin ich noch im Kino?
Sonst gibt es diese Geschichten im Alten Testament, wie die Alten ihre Stämme gegründet haben.
Die deutschen Untertitel sind ärgerlich fehlerhaft, von einem Mädchen, das zwar lesen, aber nicht richtig Deutsch schreiben kann?