Alpenschamanen – Eine Reise in die beseelte Natur (BR, Montag, 8. Oktober 2018, 21.00 Uhr)

„Das Feuchte ist für mich eine Herausforderung“.

Es geht in dieser BR-Dokumentation von Eva Severini unter der Redaktion von Ulrich Gambke um eine gefällige Produktpräsentation kommerzieller Schamanen im Alpengebiet. Aus den 70, die es geben soll, wurden einige – nach nicht weiter eruierbaren Kriterien – herausgepflückt und erhalten hier Werbezeit – einmal mehr, ohne dass auf die Kosten eingegangen würde. Um davon abzulenken, tut die Dokumentation so, als würde sie Alpenländisch-Kulturelles objektiv ventilieren – lässt es aber bei oberflächlicher Schönschreibung auf sich beruhen. Wieder eine dieser verkappten Werbesendungen, bei einem an sich interessanten Thema: Was hat Schamanismus mit unserer immer vernetzteren IT-Welt, unserer Komfort- und Wohlstandszivilisation überhaupt zu tun? Allein es fehlt die Recherche.

Also man könnte auch eine Doku machen über Menschen mit verwachsenen Zehennägeln und dass das für sie was Besonderes bedeute und dass sie ein Geschäft damit machen …

Es ist dies die einfältigste Art von Dokumentation: das Objekt hübsch darstellen ohne einen gesamtgesellschftlichen oder gar demokratischen Bezug (siehe Grundauftrag der Öffentlich-Rechtlichen) herzustellen, ganz ohne klare dokumentarische Haltung, ohne Rechercheneugier.

Hingehen, quatschen und quatschen lassen, den Schamanen die Bühne für Selbstpräsentation freigeben, damit sie sich gut darstellen, ohne zu erwähnen, dass es sich ganz simpel um ein Geschäft am Rande der Heilerbranche handelt.

Dazu versucht Frau Severini mit Bild- und Tonfirlefanz als Referenz auf das Magisch-Mystische den Werbeeffekt für die Schamanen noch zu erhöhen und das eh schon unkritische Publikum mit einer Märchenonkelstimme mit Märchenonkeltexten einzulullen.

Es gibt keine Rechtfertigung, Zwangsgebührengelder für solch schwachbrüstigen Dokumentationen auszugeben. Mit meiner Zwangsgebühr muss ich auch diese Sendung mitfinanzieren, werde aber vom inhaltlichen Anspruch her in der Wüste stehen gelassen mit solchem Einfaltszeug.

Offenbar halten Eva Severini und Ulrich Gambke die Zuschauer für hinterm Mond und sie sind sich anscheinend auch nicht des Privilegs bewusst, das sie als Gehaltsempfänger vom zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk genießen. Ja sie scheinen es fehlzuinterpretieren als Carte Blanche, dass sie machen können, was sie wollen, mit so wenig Anstrengung wie sie wollen, da je eh keiner schaut (oder dass das Thema für ein paar Dutzend Zuschauer schon gut sei, ob qualitätsvoll oder nicht).

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

2 Gedanken zu „Alpenschamanen – Eine Reise in die beseelte Natur (BR, Montag, 8. Oktober 2018, 21.00 Uhr)“

  1. Wer diesem so spannenden, handwerklich hervorragenden Film über ein durchaus schwieriges Thema so in den Dreck zieht,
    kann nur vor Neid und Missgunst fast platzen müssen.
    Woher will der Verfasser wissen, dass der Film mit „nur so wenig Anstrengung“ gemacht wurde, dass ihn „eh keiner schaut“ etc.
    Alles bösartige Mutmaßungen, ohne jegliche seriöse Grundlage.
    Ich war sehr neugierig auf dieses Thema und der Film hat mich total in diese geheimnisvolle Welt der Berge und der Natur, der
    unterschiedlichsten Tätigkeitsfelder der einzelnen Schamanen mitgenommen. Es ist doch wunderbar, zu erfahren , dass es hier in Bayern, neben den hochtechnisierten, übervölkerten Großstädten und deren davon überforderten Menschen, noch Orte und Menschen gibt, die in der Lage sind einen aus diesem Teufelskreis, herauszuholen und Abstand dazu zu gewinnen.
    Und wenn behauptet wird, das käme einer Werbesendung gleich, kann ich nur sagen: „Honi soit qui mal y pense“ irgendwie müssen die Protagonisten ja gezeigt bzw. genannt werden, oder?

  2. Vielen Dank, Isabella Meszaros/Schacht, fuer Ihr vielleicht etwas zu aufgeregtes Feedback. Wie kommen Sie darauf, dass ich vor Neid und Missgunst platze, das waere schoen, wenn Sie wengistens ein paar Indizien dafuer vorbraechten.
    Dass das Thema spannend ist, der Meinung bin ich auch. Mich stoert, dass es auf die rein kommerzielle Perspektive reduziert ist, also auf Leute, die damit ein Geschaeft machen. Ich habe ja geschrieben, was mir fehlt, der groessere Zusammenhang zu unserer 4.0-Welt. Das ist ja das, was eine anspruchsvolle Doku ausmachen wuerde. Hier werden lediglich hochglanzmaessig einige Schamanen-Gschaftlhuber werbeweise praesentiert. Das stoert mich schon, da mir erstens die anderen von den 70 Schamanen vorenthalten werden und ich also nicht weiss, ob das die bestens sind und zweitens ist es so eben nur eine billige Werbesendung fuer die Protagonisten. Das sehe ich nicht ein, dass ich als Zwangsgebuehrenzahler dafuer auch noch blechen soll, dass eine nicht naeher begruendete Auswahl von selbsternannten Schamanen hier eine Buehne bekommt. Das hat also weder mit Neid noch mit Missgunst etwas zu tun, da ich ja selber nicht in dem Business bin. Und das beruehmte Zitat aus dem Wappen der britischen Koenigin, das sie am Schluss anfuehren, beduerfte auch noch der Erlaeuterung.

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