Wandelnde Litfaßsäule.
Es bedarf nur eines Klickes im Internet unter „Magdalena Neuner“, um zu sehen, wofür die hier als ideale Frau vom Lande (ein ganz normaler Mensch, eine zweifache Mutter und umtriebige Geschäftsfrau, die von Familie, Natur und einem netten Miteinander im eigenen Haus träumt), als strickende Biathletin von der Moderatorin auf Hochglanz vorgestellte Ex-Sportlerin alles wirbt.
Magdalena Neuner ist laut ihrer eigenen Website: „Botschafterin, Werbepartnerin und Testemonial für meine Partner. Gemeinsam realisieren wir Projekte, Kampagnen und Events.“ für „BMW, adidas, JOKA, LAMA GROSSA, ERDINGER ALKOHOLFREI, B2Run DAK-Gesundheit, 1000 (1.000 Tage Webportal), DSV Shop.de.
Es bedarf also nur eines Klicks, um aufzudecken, dass es sich bei dieser Sendung von BR-Redakteur Steffen Linkenheimer unter der redaktionellen Mitarbeit von Christoph Nahr und in der Regie von Nick Golüke um eine nur schwach kaschierte Umgehung des Werbeverbotes im öffentlich-rechtlichen Rundfunk handelt.
Denn womit verdient sich Frau Neuner heute ihr Geld? Als Markenbotschafterin oder wie auch immer die Titel für ihre PR-Auftritte lauten. Je bekannter sie durch solche Image-Sendungen im Fernsehen wird, desto höher ihr Werbewert, erst recht wenn sie so glattpoliert als ideale Hausfrau dargestellt wird, die gar nichts Schlimmes denken kann, ja, die nicht mal Jugendsünden hatte, und die bei schönstem Wetter in der idyllischsten, bayerischen Voralpenlandschaft ihre Lieblingsorte anspaziert.
Dass das scheinbar raffinierte Umgehen des Werbeverbotes im öffentlich-rechtlichen Fernsehen rundum gelungen scheint, dafür bedanken sie sich am Ende der Image-Sendung gegenseitig artig, die Möbelpolitur-Moderatorin (die das Image der Protagonistin auf Hochglanz poliert mit ihren im Sinne der Werbeträger wohlpräparierten Fragen) „Danke, dass wir da sein durften“ und die wandelnde Litfaßsäule sagt „Danke, dass Ihr da warts“ und der Film selbst bedankt sich im Abspann mit einem „Dank an die Alpenwelt Karwendel“.
Derweil träumt der Herr Wilhelm im Oberstübchen des BR, der mit dem Kanzlerinnengehalt, von internationalen Internet-Plattformen als Mittel gegen das zunehmende Legitimationsproblem seiner Sender und checkt nicht, wie sein eigener Laden mit solch unverhohlenen Werbesendungen noch den letzten Kredit verspielt.
Die ganze Heuchelei von Sportprofis und ihrem Geschäftssinn wundert nicht weiter, denn wer begeistert an der korrupten Veranstaltung Olmypiade teilnimmt, kann kein Problem damit haben, an so einer halbseidenen, von der Grundstruktur her verlogenen Sendung zu partizipieren und sich dann auch noch artig zu bedanken dafür.
Man kann es Frau Neuner nicht verübeln, dass sie auch nur an ihren nächsten Gehaltsscheck, an den Hausbau und an die eigenen Kinder denkt, dass sie nicht durchblicken lässt, dass sie grundsätzlich demokratisch denkt, dass sie sich wohl nicht bewusst ist, wie so eine Sendung finanziert wird (sie wird freudig die begeisterten Komplimente ihrer Firmen entgegennehmen, was für ein gelungener PR-Gag die Sendung gewesen sei – wieviel Werbezeit sie sich damit gespart hätten). Nein, wir wollen Frau Neuner auch kein schlechtes Gewissen machen, indem wir ihr verraten, dass das Geld für solche Sendungen mit von vielen einkommensschwachen Haushalten unter Schmerzen aufgebracht werden muss wegen der unfairen Zwangsgebühr, von Haushalten, die sich kaum die Miete leisten und schon gar kein Haus bauen, die nicht in so einer traumhaften Gegend wohnen, ja, die sich nicht einmal den Urlaub dort leisten können.
Mehr zu rügen ist die Moderatorin Marianne Kreuzer, die wir hier Möbelpoliteurin nennen wollen, weil sie ihre Protagonistin, diese wandelnde Werbeträgerin, darin nach Kräften unterstützt, ein Werbehochglanzprodukt zu werden, denn Kreuzer stellt nicht die geringste kritische Nachfrage, sondern betet brav die Erfolge herunter, um der Werbebotschafterin eine makellose Bühne zu bieten; sie scheint richtig gebrieft worden zu sein im Hinblick auf die Werbeeffizienz für die Werbepartner ihrer Protagonistin. Kreuzer könnte ja nachfragen nach dem Korruptionsthema der Olympischen Spiele, darnach, wie die sich von Potentaten missbrauchen lassen, darnach, was mit Doping sei, nach gesundheitlichen Folgeschäden durch Extremsport, was Wintersport mit der Zerstörung der Alpen zu tun habe. Denkste.
Diese Art Sendung kann getrost als PR-Sendung bezeichnet und in den Müll gekippt werden – so wie unerwünschte Werbung im Briefkasten. Das Etikett steht zwar nicht drauf. Aber die Redaktion hat die Werbung indirekt hineingeschmuggelt, indem sie die Litfasssäule, die sie trägt, als grandios beschreibt.
Was kostet so eine halbe Stunde Werbezeit im BR? – Darf er überhaupt so lang am Stück werben? Künftig sollte der BR solche Sendungen von den Werbefirmen, mit denen die Markenbotschafterin zusammenarbeitet, als ganz normale Werbezeit bezahlen lassen und als solche kenntlich machen. Das brächte dem BR einen schönen Batzen. So könnten die Zwangsgebühren gesenkt werden. Wodurch sie etwas weniger ungerecht würden.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!
Herr Wilhelm, merken Sie überhaupt, was Ihre Redakteure so rumkungeln?