I Can Only Imagine

Auswuchs aus Trumpamerika,

die Evangelikalen, die für Trump einen mächtigen Rückhalt bilden, bemächtigen sich des Kinos, um zu missionieren. Schön für die Heils- und Bekehrungsgeschichte – ungut fürs Kino.

Der böse Vater (Dennis Quaid) aus und in Greenville Texas wird ein bekennender Christ, nachdem er seinen verachteten und von ihm oft geschlagenen Sohn Bart (J. Michael Finley) bei einer Gottesdienstübertragung am Radio hat Gospels singen hören. Da weiß der Vater bereits, dass er Bauchspeicheldrüsenkrebs in fortgeschrittenem Stadion hat.

Die Bekehrungsdramaturgie dieses Filmes der Gebrüder Andrew und John Erwin (Drehbuch: Jon Erwin und Alex Cramer) will es, dass die Kontaktaufnahmeversuche des Vaters misslingen und erst durch die Initiative des Sohnes, der auch seine Erlebnisse hat, die ihn nachdenklich und religiös werden lassen, die Wiederbegegnung, das Gespräch, die Versöhnung und der gegenseitige Respekt last minute passieren.

Der Sohn ist da gerade mittelprächtig auf Tournee mit seiner Band, schrammt am Durchbruch vorbei. Vaters Tod nach der Aussprache ist Sohnes Befreiung. Sie macht es ihm möglich, das Vaterverhältnis reflektierend – auch Tagebücher, die vor langem in der Schule verteilt worden sind, spielen eine Rolle – seinen Durchbruchssong zu schreiben: I can only imagine, Titel des Filmes und in Amerika ein Riesenhit geworden, der drei Mal Platin für eine Single gewonnen hat, das drückt der Film dem Zuschauer unerbittlich aufs Auge, als ob das ein Wert an sich ist, höher einzuschätzen als der Glaube an Gott. Materialistisch-evangelikales Amerika.

Die Gebrüder Erwin machen aus diesem gefühlsdusseligen Bekehrungsfilm ein Süßstück sondergleichen mit Puderzucker über und über bestreut, mit Weichzeichner hergestellt, mit Nebel in den Innenräumen und viel künstlichem Staub auf den Straßen, den die Autos aufwirbeln, Staub auf dem Speicher und somit über den Kindheitserinnerungen und der Wahrheit.

Dann zerdehnen und zelebrieren diese Filmemacher den „Endspurt“ zum Durchbruchssong so breit, dass einem Schnecken wie Hochgeschwindigkeitszüge vorkommen.

Als ob die ganze Weichzeichnerei nicht genug sei, tunken die Gebrüder Erwin ihr süßes Missionierstück noch in eine erlösen und gedankenfreimachen sollende Musiksauce.

Mit seinem Manierismus steckt Dennis Quaid den Rest des Ensembles an, auch die hochgezüchteten Kinderstars. Allzuviele religiös Erweckte dürfte dieser Film im europäischen Kino nicht bewirken.

Ein problemscheues Biopic, das mit Tonnen von Weichzeichner das Leben von Bart als Rührstück nachillustriert – der phyische Realismus des Vaters gegen die Träume des empfindsamen Sohnes, die sich gegen alle Widerstände realisieren.

Die unverfängliche Ablenkung vom Missionarischen stellt ein rahmendes Interview mit dem erfolgreichen Bart dar, das unter dem Motto steht, dass Musik Trost spendet, spenden soll.

Selbstverständlich ist Barts Jugendliebe mit dem Erfolg auch plötzlich empfänglich für seine Zuneigung – tja, der liebe Materialismus, der Erfolg und die Religion und die Liebe.

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