Lebenslinien: Ich war die Wiesn Chefin (BR, Montag, 24. September 2018, 22.30 Uhr)

Déformation professionelle

einer Karrieristin, das ist, was diese Lebenslinien von Susanne Fiedler über die Ex-Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl in ihren naiven Machart grotesk erzählen, denn die Protagonistin gibt Auskunft über ihre Leben, als handle es sich um eine Pressekonferenz zur Wiesn.

Auch ihr Bewegegungshabitus ist durch die jahrzehntelange Chefhaltung geprägt. Es wird offenbar, dass diese Frau alles ihrer Position, ihrer Karriere geopfert hat. Wobei das zweite Kind, ein Sohn, dann doch mehr Zuwendung erhalten hat, als das erste, eine Tochter. Das ist Frau Weishäupl schon bewusst.

Sie vermutet auch, dass ihre Beziehung zu den Ehemännern unter der Karriere gelitten haben könnte. Aber auch das sagt sie, als sei sie auf einer Pressekonferenz. Wobei der Vorteil davon der ist, dass sie sehr präzise und knapp formuliert und ihr gut zu folgen und zuzuhören ist.

Das Spannende wäre allerdings gewesen, von dieser Frau zu erfahren, wie sie mit diesem totalen Loch umgegangen ist, was entsteht, wenn jemand mit soviel Hingabe seine Position erfüllt und wenn die Position dann wegfällt. Da wäre mehr Nachfrage interessant gewesen, statt diese doch recht beliebige Auswahl aus dem Wust an Bildern, die so ein Leben hinterlässt, zusammenzuschneiden und nicht mal gemütlich durchzuschmökern und da und dort mal für einen persönlichen Eindruck innezuhalten.

Sie hakt alles zack zack ab. Das muss das Rezept für ihren Erfolg als Wiesn Chefin gewesen sein. Aber heute ist sie es eben nicht mehr.

Man hätte diesen Lebenslinien unter dem Aspekt des Loslassen-Könnens Profil verleihen können. Das ist ein Thema, was viele Menschen betrifft, gerade in Zeiten, in denen Karrieren immer fordernder werden, in denen Mitarbeiter rund um die Uhr erreichbar sein müssen. Aber Susanne Fiedler hat sich mit der unfreiwilligen Groteske, die ein solchermaßen zusammengestiefeltes Lebensbild abgibt, begnügt. Sie versucht sogar, das Bild dieser Frau als Denkmal ihrer Position zu zementieren. Versteinerung von Lebenslinien.

Frau und Karriere. Der Sohn, der offenbar weniger darunter gelitten hat, war bereit, im Film mitzuwirken. Selbstverständlich ist sein Befund positiv. Die Tochter, für die das anscheinend nicht gilt, wollte wohl nicht mitmachen. So bleibt die Bewertung einseitig.

Der Film wirkt eher wie eine Positionsverteidigung als eine Suche nach dem Menschen hinter der Position.