Der große Rudolph (ARD, Mittwoch, 19. September 2018, 20.15 Uhr)

Thomas Schmauser spielt den Rudolph Moshammer mit soviel Würde und Grandezza, dass der ganze Kitsch an Drehbuch und übriger Darstellung und der vor Ehrfurcht erstarrte Dilettantismus um ihn herum aufgewogen werden. Aber so war das wohl schon in seinem Laden und in seinem Leben: alles um ihn herum nur Hofstaat und Staffage (bis auf die kleine Evi). Insofern 1:1 stimmig im Hinblick auf die Realität.

Alexander Adolph hat Szenen aus dem Leben des Münchners mit dem großen Herzen nacherfunden und lose aneinandergereiht; sie versuchen dessen Geschäftssinn herauszustellen, fahren ab und an nachts mit ihm und dem Rolls durch dunkle Straßen, lassen ihn die Geradeheraus-Evi (Lena Urzendowsky) anstellen (weil die Schlange von Kosmetikerin sie vor Kunde Moshammer denunziert hatte), versuchen das Verhältnis zu seiner Mutter darzustellen und wollen nachzeichnen, wie Moshammer mit Hilfe seines Geldgebers an den Geldadel als Kunden herangekommen sein soll und wie die Presse seine Hilfsbereitschaft den Odachlosen gegenüber ausschlachten will.

Hannelore Elsner gibt die Mutter primadonnenhaft süffisant; sie stochert in ihrem Rollentext wie in einem Fischfilet, das ihr nicht richtig schmeckt und changiert zwischen Grande Dramödin (das Degeto-Lächeln), Laientheater (der ausgestreckte Zeigefinger), Wachsfigurenkabinett (die Aufmachung) und Schauspielschule (Spannungsableitung über Armzucken links, wenn Evi aus dem Raum soll, sowie Hand aufs Herz und tiefer Atmer vor Deckenverteilung an Obdachlose).

Sunny Melles wirkt als Schweizerin seltsam angespannt und Hanns Zischler läuft als ihr Mann in der Tonirolle neben ihr her und versucht einen auf Fränkisch zu machen.

Der Hochadel ist – wie alle anderen auch – von Regie und Drehbuch im Stich gelassen worden. Dudu und Funi oder Fuzzi können sich so reich wie sie laut Drehbuch sein sollen, auch nicht so recht vorstellen, die farbenblinden Grafen von Anzenberg.

Teils gleicht der Film einer – nicht immer ganz passenden – Videostrecke zu klassischer Musik.
Und die Pressefritzen sind mehr zugeneigt denn neugierig.

Mit diesem Film will die versammelte Schwarmintelligenz der öffentlich-rechtlichen Redakteure Claudia Simionescu, Claudia Grässel, Klaus Lintschinger, Corinna Liedke und Henrike Viergge ihr Bildungsniveau unter Beweis stellen und damit zur öffentlich-rechtlichen Geschmacksbildung beitragen.