Kin

Von der Magie des Coming-of-Age.

Bei Mädchen kündigt sich das Coming-of-Age gerne in Form von Hexentum an. Bei Eli Solinski (Myles Truitt) sind es Aliens, die ihm eine geheime Superwaffe in die Hände spielen.

Keine Bange, dieser Film von Jonathan und Josh Baker, deren Drehbuch Daniel Casey nach ihrem Kurzfilm „Bag Man“ geschrieben hat, ist kein Coming-of-Age-Film im eigentlichen Sinne. Es ist das prickelnde Element, das sie einer fein gearbeiteten und schön erzählten Gangsterballade beimischen.

Eli ist das Adoptivkind von Hal Solinski (Dennis Quaid, irreversibel mürrisch und ordnungs-rechthaberisch in dieser Rolle); Eli soll anstelle des eingeknasteten, älteren Bruders Jimmy (Jack Reynor) die Sohnemannrolle in der Familie übernehmen. Die Mutter ist schon gestorben.

In einer romantisch anzusehenden Niemandsland-Fabrikruine strolcht Eli umher; findet Materialien wie Kupferdrähte oder Aluminium, die er beim Schrotthändler verscherbelt, um sich zum kümmerlichen Taschengeld etwas hinzuzuverdienen.

Bei einer seiner Touren fällt ihm ein merkwürdig rechteckiger Gegenstand wie eine Metallschachtel in die Hände. Ohne zu wissen, was es ist, nimmt er ihn mit. Denn Jungs in seinem Alter, er ist 14, haben so gewisse fünfte Sinne.

Unerwartet taucht sein älterer Bruder Jimmy aus dem Knast auf. Vater will ihn gleich wieder rausschmeißen, wie er erfährt, dass er 60′ 000 Dollar Schulden habe, dafür, dass er sich im Gefängnis hat schützen lassen. Sein Gläubiger ist Taylor Balik (James Franco, schaut total fertig aus) und seine Bande.

Da Jimmy das Geld nicht hat, eskaliert gleich die erste Begegnung mit den Gangstern. Jimmy und Eli fliehen. Aber Jimmy hat das Geld, was er eigentlich schuldet, sich untern Nagel reißen können.

Es wird nun ein Roadmovie, das auch einen Moment eines Initiationsmovies enthält, wenn der ältere Bruder den jüngeren in einen Dance-Club mit hübschen Frauen und Alkohol mitnimmt. Auch dort geraten die Dinge außer Kontrolle.

Ab jetzt sind sie zu dritt. Zu den beiden Jungs gesellt sich die lebenspragmatische Tänzerin Milly (Zoe Kravitz), die eh nur ausgenutzt wurde im Club.

Das Trio flieht aber nicht nur vor Taylor und seiner Bande. Denn inzwischen haben die Aliens den Verlust ihrer Wunderwaffe bemerkt. Das ist reizvoll gemacht, wie sie mit Hologrammen und einem gläsernen, geschliffenen Kristall, sie orten können und auch das, was sie inzwischen angerichtet hat – das ist einiges an Action, hat doch Jimmy inzwischen Zugang zu seiner Waffe gefunden.

Die Gebrüder Baker benutzen eine wunderschöne Step-by-Step-Erzählweise, sie wischen nichts von Belang unter den Teppich, immer ist Platz für einen Seitenblick auf die sozialen Lebensbedingungen der Figuren, für einen Schuss Menschlichkeit; das Balladenhafte macht einen Reiz dieser Erzählart und die offensichtliche Begeisterung der Macher für das Genre.

Und es bleibt Platz für die Verwunderung darüber, was doch Menschen alles für Geld zu tun bereit sind. Dabei bleibt die Sympathie bei den beiden Brüdern. Wobei der Film hierzulande vermutlich seine größere Resonanz im DVD-Bereich entwickeln dürfte. Die Musik gibt immer feine Orientierung.

Kin, Kin-n, Kin-o, S-Kin (Haut) und auch kean (kühn), Kin-der; vielfältig ergänzbarer Titel.

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