Mr Gay Syria

Mahmoud ist Flüchtling und Journalist. Er stammt aus Syrien. Er hat es bis Berlin geschafft und lebt dort. Er ist schwul und LGBT-Aktivist. Er möchte sich dafür einsetzen, dass Schwulität aus Syrien sichtbar und anerkannt wird. Denn offiziell existiert so etwas in Syrien gar nicht. Deshalb organisiert er halb konspirativ in Istanbul unter schwulen syrischen Flüchtlingen einen Wettbewerb um den Titel des Mr Gay Syria. Der dermaßen Auserkorene soll am Wettbewerb um den Titel Mr Gay World in Malta teilnehmen und damit verbesserte und beschleunigte Aussicht auf Ausreise aus der immer homophober wedenden Türkei erhalten. Außerdem hilft Mahmoud in Berlin schwulen Flüchtlingen speziell aus dem arabischen Raum beim Papierkram, wenn es um die Anerkennung als Flüchtling in Deutschland geht.

Mahmoud ist einer der beiden Protagonisten in dieser hautnahen Dokumentation von Ayse Toprak aus einem Lebensbereich, der für den bürgerlichen Deutschen in mehrfacher Hinsicht eher weniger bekannt sein dürfte: das Leben als arabischer Flüchtling in Istanbul, der zudem ein offen schwules Leben führen möchte.

Husein, der zweite Protagonist, ist Flüchtling aus Syrien, Frisör, schwul. Er ist verheiratet, hat ein Töchterchen, seine Familie lebt wie er in Istanbul. Aber sein Arbeitsplatz ist weit weg von der Familie. So dass er diese nur an seinem freien Tag sehen kann. Da er nicht geoutet ist, muss er die Maskerade, die er nach seiner eigenen Aussage praktisch von Geburt an pflegte, weiterführen. Lieber würde er sich in der Gay Community herumtreiben. Sein Vater schlägt ihn, seine Mutter weiß nicht mal, was schwul ist, hat nie davon gehört; so etwas existiert in ihrer Vorstellungswelt nicht.

Husein verkehrt in Istanbul in einem Kreis, der sich „Tea and Talk“ nennt. Hier kann er offen über seine Probleme als Schwuler sprechen. Hier überredet ihn Mahmoud, an der Entscheidung für die Wahl zum Mr. Gay Syria teilnzunehmen. Das kostet ihn bereits eine Überwindung. Aber er stellt sich der Konkurrenz von vier Mitbewerbern und – so viel sei verraten – er wird sich mit einem berührenden Auftritt, der sich gänzlich von denjenigen seiner Konkurrenten unterscheidet, durchsetzen.

Jetzt steht die Reise nach Malta in Aussicht. Dafür aber braucht er ein Visum. Der Film berichtet von den Vorbereitungen, den Hindernissen, der Auseinandersetzung mit seinem Coming-Out in der Familie, die in Istanbul lebt. Der Film bleibt dicht dran. Nebenbei streift er auch die Schicksale von anderen aus der Gruppe. Von einem Paar, in dem der eine nach Skandinavien ausreisen konnte und der andere versucht, mithilfe einer UN-Organisation das Visum für die Nachreise zu seinem Mann zu bekommen.

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