Normal, aber andersfähig
sind die Basketballer „Los Amigos“. Es sind nicht Intellektuelle mit Behinderungen, wie es an einer Stelle missverstanden wird, sondern es sind intellektuell Behinderte, wie erklärt wird: Downsyndrom beispielsweise.
Ja, der spanische Erfolgsfilm von Javier Fesser, der mit David Marqués auch das Drehbuch geschrieben hat, zeigt, dass der Behindertensport erschreckend normal ist, wie eine Betrugsgeschichte von den Paralympics in Sideney 2000 zeigt. Hier haben normale Profis sich als Behinderte ausgegeben, um an Fördergelder zu kommen.
Und bei den „Los Amigos“ dieses Filmes foult die kleine „Stechmücke“ ihre Gegner so gezielt, dass sie ausfallen, kaum weniger brutal als Ramos Real Madrid zum schäbigen Champions League Titelgewinn gegen Liverpool verholfen hat – und Verletzte säumten seinen/ihren Weg.
Nur dass es hier im Film um Basketball geht. Der kommt durch lebendige Kamera (immer in Bewegung) und durch Schnittgeschick spannend und im Finale auf Fuertaventura richtig berauschend rüber.
Schon die Drehbuchabteilung hat Hervorrangendes geleistet, so dass die zwei Stunden nicht zu lang sind, immer fällt dem Film noch eine neue Wendung oder eine illustrierende Anekdote ein, die ein sympathieheischendes Licht auf diese Sportlergruppe wirft.
Der zweite Trainer einer Fußballmannschaft, Marco (Javier Gutiérrez) hat akut Mühe mit Selbstbeherrschung und, um nicht als der Verlassene dazustehen, hat er vorbeugend seine Freundin Sonia (Athenea Mata) verlassen.
Am Spielfeldrand spielt er die zweite Geige, glaubt manches besser zu wissen, fetzt sich körperlich mit seinem ersten Trainer, das verdünnt sein Nervenkostüm noch mehr. Alkohol drüber und einem Polizeiauto den Seitenspiegel abrasiert, das reicht für Gewahrsam und Verhandlung.
Strafe: Drei Monate Sozialarbeit. Immerhin kann er die als Trainer bei den „Los Amigos“ abarbeiten. Was ihn anfangs gar nicht begeistert, weil es sich nicht mal um Fußball handelt.
Die drei Monate sind für ihn und auch für den Zuschauer eine Lektion über die Differenz von „normal“ und „andersfähig“, über den Reichtum von Andersfähigkeit. Wobei Narren und Behinderte gerade im Film und für die Darsteller ergiebige Rollen sind. Weil sie einen ungewöhnlichen Blick auf die Normalität werfen.
Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mannschaft und Trainer ist turbulent und geschmeidig, mit herzlichem Humor angereichert und vom Storyfaden her läuft sie auf das Finale für die Mannschaft hinaus, wozu sie sich noch einen Sponsor für die Reise inklusive Flug nach Tenerifa (die Landratten von Cuenca haben noch nie das Meer gesehen) ergattern muss. Auch hier hat das Drehbuch vorgesorgt, dass der nicht Nein sagen kann.
Mit Gutierrez in der Hauptrolle hat Regisseur Fesser eine ensemblebildende Zentrifugalkraft in seine Geschichte eingebaut, die ganz ohne moralischen Zeigefinger oder Minderheitenschongetue auskommt. Besonders heilsam wirkt sich die Sozialarbeit für das Peter-Pan-Syncdrom von Marco aus. Und die fesche Musik wirkt als anfeuernder Sound.