Auf der Suche nach Ingmar Bergman (Ingmar Bergman – Vermächtnis eines Jahrhundertgenies)

Ja, der Mensch ist ein Abrund, das kann man wohl sagen.“ (Margarethe von Trotta in diesem, ihrem Film)

Eine Zopf-Doku bestehend aus zwei Archivfootage-Collagen und einem Dokutourismus-Movie der Filmemacherin Margarethe von Trotta und ihrem Sohn Felix Moeller auf den Spuren des großen schwedischen Filmemachers Ingmar Bergman (Familientrip auf Filmförderkosten).

Aber Frau von Trotta begibt sich nicht nur auf die Spuren von Ingmar Bergman, das ist die kleine Schizophrenie an diesem Film mindestens im Hinblick auf den Titel, denn sie findet ihren eigenen, vergangenen und wohl etwas verblassten Ruhm. Sie findet Belege dafür, dass sie in Cannes einmal, es scheint Jahrhunderte her, Furore gemacht hat, sie findet das Programm eines von Ingmar Bergman kuratierten Festivals mit einem ihrer Filme (Die Bleierne Zeit) an oberster Stelle.

Und sie findet in Schwabing in der Nähe des Englischen Gartens ein altehrwürdiges, bürgerliches Wohnhaus, vor welchem sie stehenbleibt, sich ablichten lässt und dabei erzählt, dass hier in einer Wohnung im x. Stock Ingmar Bergman einsten ganz fest und lange ihre und Volker Schlöndorffs Hände gedrückt habe. Wenn das nicht nach einer radikalen Neuinterpretation des Werkes von Bergman schreit.

Es ist nicht ganz klar, ob diese Einschübe kleinmädchenhaft naiv oder gar schon abgehoben präsenil sind, für die Bergman-Exegese jedenfalls nur bedingt hilfreich. Oder versucht hier eine Filmemacherin mit aller Gewalt, sich einen früheren Status zurückzuhologrammen?

Dabei fängt der Film nicht übel an. Mit Szenen aus einem frühen, nordisch-düsteren Schwarz-Weiß-Film von Bergman und einer Überschneidung mit einem Besuch von Frau von Trotta am damaligen Drehort am Meer. Eine Szene zwischen Ritter, Knappen und Tod aus Das Siebente Siegel.

Dabei beschreibt sie an Originalstellen, während die Filmclips eingeblendet werden, die Szenen, Bilder und Vorgänge, ein antörnender Versuch von Filmbeschreibung.

Aber leider verflüchtigt sich dieser ansprechende Ansatz sogleich. Die Verzopferei geht weiter. Der hochkarätigste Strang sind die Originalausschnitte aus den Filmen von Bergman und, was mich am meisten fasziniert, ist der Strang aus Making-of-Footage, Bergman bei Dreharbeiten und in Interviews, was zweifellos die größere Rarität ist und ein erweitertes Bild des Regisseurs abgibt.

Der Interview-Tourismus-Strang ist sozusagen die Klatschspalte des Filmes. Frau von Trotta trifft ehemalige Darstellerinnen, Mitarbeiter und Nachwuchs von Bergman. Und bei all den bergmanschen Frauenbeziehungen und Kindern huscht einem der unanständige Gedanke durch den Kopf: wie produktiv war die Filmwelt doch vor Me-Too!

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