Familienspagat.
Die über 90jährige Oma, eigentlich das Oberhaupt des Clans, sitzt auf dem Boden in einer ärmlichen Flüchtlingsbehausung in Äthiopien. Versorgt und betreut wird sie von der 17jährigen Fatima, die sie einst als Kleinkind aufgenommen hat. Ihr Sohn Abdulahi wohnt bei ihr. Er ist süchtig nach Khat, den Kaublättern, und sei oft grob zu ihr. Das beklagt sie später.
Sein Bruder Aden lebt in Italien auf der Straße. Er spricht perfekt Italienisch, hat aber seit drei Jahren keinen Job. Er singt manchmal auf öffentlichem Grund.
Der dritte Bruder nennt sich Colonel Shaash und ist das männliche Oberhaupt der Familie. Er lebt in Deutschland als Sozialfall mit seiner Tochter Yasmin und ihren drei Kindern in einer Mietswohnung. Alle sprechen perfekt Deutsch.
Die Dokumentaristen Melanie Andernach und Andreas Köhler stellen zuerst ineinandergeschnitten diese auf drei Länder verstreute, einstmals aus Somalia geflüchtete und inzwischen gewachsene Familie in ihren jeweiligen Ländern vor. Auch wie sie kommunzieren miteinander. Wie sie das Problem beschäftigt, die alte Mutter aus Äthiopien herauszuholen, aber die Schwierigkeiten, ja die Unmöglichkeit sie nach Deutschland oder Italien zu bringen, wie will das ein Arbeitsloser oder ein HartzIV-Empfänger auch finanzieren. Mutter selbst möchte zurück nach Somalien in ihr Haus.
Manchmal erzählen einzelne Familienmitglieder von der Flucht und auch der Brandanschlag in Deutschland, bei dem Yasmin und ihre beiden Töchter schwer verletzt wurden, ist ein Thema, besonders für die Mädchen mit ihren Brandverletzungen und Therapien.
Die Methode der Filmemacher ist einerseits die Mäuschenmethode, einfach dabei zu sein bei der Familie, in ihrem Alltag. Andererseits, sie zu beobachten und Voice-Over erzählen zu lassen oder sie auch untereinander sich austauschen zu lassen über ihre Situation und Perspektiven.
Das Oberhaupt der Familie Colonel Shaash hätte in Somalia, wenn nicht der Krieg gekommen wäre, Minister, gar Präsident werden können. Stattdessen ist er ein Sozialfall in Deutschland.
Beklemmend wird die Reise des deutschen Astes der Familie Shaash, Yasmin und Kinder zur der Oma in Äthiopien, die Begegnung der krass unterschiedlichen Lebensumstände und Lebensverhältnisse. Die Wohlstandsmenschen und die armen Verwandten, die Elendsmenschen, die zu leben haben, aber bei denen die Miete steigt, so dass die deutschen Verwandten 400 Dollar im Monat überweisen müssten. Und wie Shaash versucht, die Klagen der Mutter abzuwiegeln und zu schlichten zwischen ihr und dem kausüchtigen Sohn. Und wie sie, schon voll Deutschland verinnerlicht habend, selber nichts tun können, weil in Deutschland wirklich kein Platz sei. Wie kommt es, dass Menschen frei sein und reisen können und andere in Armut hocken und faktisch hoffnungslos an so ein Flüchtlingslager gefesselt sind?