Die brillante Mademoiselle Neili – Le Brio

Haben Sie Couscous im Hirn?

Professor Pierre Mazard von der Universität von Paris ist ein zynischer Drecksack und mit allen rhethorischen Finessen und Gemeinheiten gewaschen.

In der grandiosen Darstellung von Daniel Auteuil erinnert der Professor momentweise an den jetzigen deutschen Bundespräsidenten, der als Außenimister zynisch genug war, einen Bundesbürger mit Migrationshintergrund im amerikanischen Folterknast schmoren zu lassen, um sich ebenso zynisch bis heute nicht zu entschuldigen dafür. Soviel zum Figurtypus und zur Figuraktualität.

Um Rassismus geht es in der brillant gedachten, intelligent skizzierten und ordentlich inszenierten Komödie von Yvan Attal nach dem Drehbuch von Victor Saint Macary, Yael Langmann + 12.

Neila Salah (Camélia Jordana) stammt aus dem Einwanderer-Milieu der Banlieu. Da sie intelligent ist, will sie studieren. Gleich zur ersten Vorlesung kommt sie zu spät. Professor Mazard unterbricht seine Vorlesung, macht die junge Frau aggressiv-rassistisch an.

Im riesigen Hörsaal versucht er, sie fertig zu machen. Es geht heftig und gnadenlos vorurteilshaft zur Sache unter Pfiffen und Bravos der Hunderten von Studenten.

Dadurch, dass Mademoisell Neila sich nicht einschüchtern lässt, wittert Mazard eine Chance. Ihm stehen ungangenehme Befragungen vor der Universitätsleitung bevor zu seinem rassistischen Verhalten. Wenn er Neila dazu bringen könnten, den nationalen Rhethorik-Wettbewerb unter den Studenten für die Pariser Universität zu entscheiden, so wäre er wohl auch gerettet.

So nimmt er denn Neila unter seine durchtriebenen Fittiche. Macht – für den Zuschauer unterhaltsames – Sprachtraining mit ihr, will ihr alle Gemeinheiten und Finten der Redekunst im leeren Hörsaal oder in der Öffentlichkeit, in der U-Bahn, im Restaurant beibringen.

Sein Programm sind dabei die 38 rhetorischen Strategeme der eristischen Dialektik von Schopenhauer. Auch die Präteritio ist in diesem Film kennenzulernen.

Neilas Nachbar Mounir (Yasin Houicha) steuert einen Ansatz von Liebesgechichte bei, damit der Film nicht zur reinen Rhethorik-Lektion verkommt. Und die Rede von Marc Anton aus dem Julius Cäsar von Shakespeare leistet ebenfalls ihren Tribut.

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