Ausgetüftelt.
Viele gute Noten gibt’s zu verteilen in diesem Film von Regisseurin Mia Spengler, die auch als Co-Schreiberin von Drehbuchautorin Stefanie Schmitz fungiert.
Ausgetüftelte Ausstattung, ausgetüfteltes Bühnenbild, ausgetüftelte Maske, ausgetüftelte Kostüme, ausgetüftelte Kamera, ausgetüfteltes Licht, ausgetüftelte Einstellungen, Schnitt, Dialogtexte, Schauspielerführung. Ausgetüftelt heißt hier: die haben alle in ihren Gewerken sich mit irrem Einsatz reingehängt in die Produktion, haben erwogen und verworfen, haben hin und her gedreht, haben es sich nicht leicht gemacht. Und trotzdem haben wir eine Filmleiche vor uns, eine perfekt aufbereitete Filmmumie.
Unverständlich, was Stefanie Groß, die öffentlich-rechtliche Fernsehredakteurin geritten haben mag, den Film mit Zwangsgebührengeldern zu fördern. Denn er zeigt nur dumme Menschen, Menschen mit bescheuerten Handlungen.
Die Hauptfigur ist Angie (Kim Riedle), eine grobkörnige Frau. Sie hat einen Drogenentzug hinter sich und ihr Ziel ist es, ins Dschungelcamp zu kommen. Damit ist der geistige Horizont für Figur und Filmprodukt bereits abgesteckt. Vertiefung nicht vorgesehen.
Einen Moment der Wahrheit gibt es theoretisch. Das ist, wenn Andreas seine Soloperformance gibt und sie unbeachtet daneben steht. Da könnte sie, wenn sie es denn könnte, in ihre Seele und in ihre Tiefen blicken lassen. Zu sehen ist aber nur Leere, eventuell Angepisstheit.
Was Autorin und Regisseurin an kaputten Menschen so reizt, können sie uns allerdings nicht vermitteln. Es gibt eine Familienkonstellation. Angie kommt vorerst bei ihrer Mutter (Juliane Köhler; inzwischen spezialisiert darauf, die kaputte deutsche Hausfrau zu mimen) unter. Von ihr heißt es, sie habe früher ein wildes Leben geführt. Davon ist Kaputtheit und Leere geblieben. Sie hat noch ein zweites Kind, Kiki (Leonie Wesselow). Ihr hervorragendes Merkmal ist, dass sie Epileptikerin ist und stets einen Schutzhelm tragen muss. Sie geht noch zur Schule.
Der geistige Horizont dieser Figuren beschränkt sich auf Dschungelcamp, Promizoo, soziale Netzwerke, Internetselfie-Filmchen und Promitum. Es gibt pausenlos sich abwechselnde Szenen zwischen zuhause, auf der Straße, in Autos, im Bad, im Schlafzimmer, beim Waxy, in der Disco, vor der Schule, bei Tanzproben in einem Cowboy-Club oder beim Burger-Drive-In. Motto: Entwerfen Sie Alltagsszenen mit kaputten Frauen.
Ach, und dann ist noch die Erfindung, wie originell, mit der Tupperware, die auch keine weitere Bedeutung hat.
Wenn die Menschen so sind, wie hier gezeichnet, dann können wir getrost auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinem demokratischen Grundauftrag verzichten.
Eine identifizierbare Location gibt es: das Schiller Nationalmuseum in Marbach, und, Beispiel für die condition humaine dégénerée: wenn man auf jemanden sauer ist, schiebt man ihm ein belegtes Brot in die Arschritze unter die Hosen. Die Aura der Epileptikerin. Die schicke Tasche, die ein Langzeit-EKG verbirgt.
„Kennst Du viele Promis?“
„Ich kann auf der Luftmatratze nicht schlafen“
„Pro oder Promi?“
„Ich lass nicht zu, dass du sie so kaputt machst, wie du mich kaputt gemacht hast.“
„Du brauchst dringend ein Backup“
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!
Ausgetüftelt. Viele gute Noten gibt’s zu verteilen in diesem Film von Regisseurin Mia Spengler, die auch als Co-Schreiberin von Drehbuchautorin Stefanie Schmitz fungiert. Ausgetüftelte Ausstattung, ausgetüfteltes Bühnenbild, ausgetüftelte Maske, ausgetüftelte...