Teure Reparaturarbeiten.
Eine kleine Anlage aus niedrigen Bauten mit hohem Zaun gesichert am Rande eines Containerbahnhofes und an einer Bahnlinie mit rauchenden Kaminschloten dahinter. Könnte ein exklusives Hochsicherheitsforschungslabor, eine geheime militärische Anlage sein.
Es ist eine sehr teure gesellschaftliche Reparaturwerkstätte. Hier werden drogensüchtige Knastis umfasssend und umsichtig therapiert.
Sobo Swobodnik, der Dokumentarist (6 Jahr 7 Monat und 156 Tage – Die Morde der NSU und Der Konzertdealer) kommt ohne Federlesens zur Sache.
Eine Totale der Anlage aus großer Höhe im Zeitraffer, eine Nahe zum Eingangsbereich und schon öffnet sich die Tür. Hier drängt sich ein Einschub auf, ein Vergleich zum Film Spielmacher, bei dem mich just die verschwurbelte Eingangsszene beschäftigt; dem steht dieses überzeugend pragmatisch- unprätentiöse Vorgehen von Swobodnik entgegen.
Er mischt sich unter die Patienten dieser exklusiven Einrichtung, die den Staat sicher sehr teuer zu stehen kommt: Wärter, Wächter, Aufsichtspersonal, Therapeuten, Lehrer, Köche, Hausreinigung, Künstler, Handwerker, Psychologen.
Die Patienten sind eine kleine Gruppe Männer bestehend aus Cihan, Necco, Slawa, Ben, Sascha, Ali, Dennis, Sebastian, Ibo, die hier portraitiert werden; die müssen ja damit einverstanden sein.
Der Dokumentarist fügt sich unauffällig in die Gruppe ein. Einmal, wie eine Diskussion bei einer Kartenspielrunde heftiger gerät, sagt auch einer zur Warnung: Kamera! Klar, das baut eine Schere im Kopf.
Trotzdem ergibt der Film einen informativen Einblick, wie aufwändig solche Therapien sind. Und nicht bei jedem schlagen sie an. Einer behauptet in jeder Gruppenbesprechung erneut, dass er weniger Angst vorm Knast hat (da bekommt er seine Drogen eh), sondern vorm Rückfall, wenn er entlassen wird; da weiß er ganz genau, dass das ganz schnell gehen wird. Er sieht sich als nicht therapierbar.
Mit atmosphärischen Schnitten aus Ausblicken und Ansichten der Einrichtung werden die Szenen abgetrennt, die aus dem umsorgten Alltag berichten, von der Vorbesprechung auf den Frauenbesuch, vom Einpacken der gehorteten Vorräte für die Rückkehr in den Knast, von Bewegungs- und Gesprächstherapien, Schulunterricht, Sport und Rap-Songs, gemeinsamen Essen.
Der Zuschauer denkt, welch enormer Aufwand hier betrieben wird – der Film verzichtet ganz auf Statements und Kommentare, bis auf direkte Äußerungen der Protagonisten –, um diese Männer von ihrer Sucht zu heilen und ihnen zu einem besseren Start in das spätere Leben draußen zu verhelfen. Denn oft fängt es in der Kindheit an, dass einer auf die schiefe Bahn gerät.
Die Erkenntnis: dass Prävention bestimmt billiger zu stehen käme und so Kriminalität und den Drogenhandel wirkungsvoller zu bekämpfen wären.
Ich bin ein Mann voller Energie und ich muss diese Energie loswerden.
Wie geht’s mir beim Gehen? Konzentrative Bewegungstherapie. Was erleben wir beim Gehen, es ist auch die psychische Bewegung gemeint, also die Stimmung. ..zu spüren, wie steh ich jetzt.
Mein Körper ist gefangen, aber meine Seele ist draußen, Telefon, das ist die einzige Freiheit.
Kann man vergleichen mit Krankenhaus, wie auf Station, die Jungs sind so drauf wie wir.
Entzugsklinik. Bin klar. Positiv überrascht über die Einrichtung.