7 Tage in Entebbe

Kriegspropaganda.

Der Bruder des kriegerischen, unversöhnlichen Ministerpräsidenten von Israel, Benjamin Netanjahu, Jonathan, ist eines der Opfer der Geiselbefreiung in Entebbe 1976.

Der überlebende Netanjahu bricht mit dem Siedlungsbau fortdauernd das Völkerrecht, zu schweigen von der kriegerischen Unterdrückung der Palästinenser mit immer wieder zivilen Opfern, Kinder, Frauen oder der inhumanen Behandlung des Gazastreifens.

Dass sein Bruder im Einsatz für die Geiselbefreiung ums Leben gekommen ist, soll ihm wohl, das scheint eine Absicht des Filmes zu sein, Glanz von dieser Heldentaten überstreuen, um von seinen Untaten und Verbrechen abzulenken und davon, dass er kein Interesse an einer friedlichen Koexistenz mit seinen Nachbarn und den Palästinensern hat.

Das riecht streng nach übler Propaganda, umso mehr als dieser Bruder im Film als einziger der israelischen Soldaten eine kleine Liebesgeschichte zugeschrieben bekommt. Was das Heldentum noch heldischer erscheinen lässt.

Wobei seine Freundin das Bindeglied zu einem künstlerischen Zwischenstrang ist, den Gregory Burke (Buch) und José Padilha (Regie) in ihren Film einflechten, um auch mit der Kunst über den Propaganda-Effekt hinwegzutäsuchen. Wobei das Ballett, das Terrorismus zu bebildern scheint, durchaus ansehnlich ist.

Netanjahus Bruders Freundin spielt dort ausgerechnet das Opfer, das immer vornerheraus vom Stuhl auf den Boden fällt.

Schwer vorstellbar, dass in so einen eindeutig propagandistischen Film, keine Gelder aus Geheimdienst- und Kriegspropagandatöpfen geflossen sind.

Dass es sich um Propaganda handelt, stützt auch die Pyramide der Menschengüteklassen. Die Besten, das sind die Helden, die israelischen Soldaten, die die waghalsige Befreiungsaktion erfolgreich, ein bisschen erfolgreich auf jeden Fall, durchziehen.

Sehr human ist der Co-Pilot des Flugzeuges gezeichnet, der sich für Menschlichkeit einsetzt.

Auch die beiden deutschen Terroristen (Daniel Brühl als Wilfried Böse und Rosamund Pike als Brigitte Kuhlmann) werden sentimental gezeichnet, sie bekommen Gewissensbisse, sie diskutieren Sinn und Unsinn, Ziel der Aktion, sind also nicht nur böse Menschen, der Film zielt ja auch auf den deutschen Markt.

Zuunterst auf der unidfferenziertesten Stufe als nicht weiter der Nuancierung bedürfend, das sind die Palästinenser, gegen die der Film sich auch richtet, da steht der Mörderpotentat Idi Amin noch menschlicher da, indem er Geiseln freilässt.

Schlampig erzählt ist die Vorbereitung der Befreiungsaktion, da gibt es viel Löcher, da wird nur skizziert, sodass die Aktion selbst wenig Sehgenuss bereitet, weil die Vorbereitung des Zuschauers mangelhaft ist.

Der Film präsentiert sich als ein Kammerspiel. Die Szenen spielen vor allem in geschlossenen Innenräumen, Untertauchorte in Frankfurt, Regierungs- und Armeeräume in Israel, das Innere des Flugzeuges und später die Räume im Flughafen von Entebbe.

Die hohen Schlagzeilenwellen, die die Aktion schlug, sind nur minimal als TV-Nachrichteneinspieler eingebaut.

Das Ballett, das die Heldentat erzählt, bildet den Anfangsrahmen. Womit wiederum die Erzählposition des Filmes, nämlich die israelische Sicht bereits definiert ist; die ist aber nicht konsequent durchgehalten, die kommt dann erst spät nach der Geiselnahme ins Spiel.

Sonst tut der Film erst so, als wolle er die Geschichte der deutschen Terroristen erzählen. So wird später der Zusammenschnitt von Balletthöhepunkt mit der Befreiungsaktion lediglich zur eitlen Manie, da der Geschichte die Basis fehlt, weil sie nicht von Anfang an vom Helden aus erzählt wird. Das wiederum ist vielleicht der Angst der mitfinanzierenden Geheimdienste zu verdanken, die ja nicht auffliegen möchten, aber auch nicht genügend Ahnung vom filmischen Geschichtenerzählen haben.

Geiselbefreiung gelungen, der Film darüber weniger. Zudem hängt der Terrorismus durch diese Binnenerzählung als Phantom in der Luft, als ob es keinen Grund für ihn gäbe. So kann sich nur schwerlich Dramatik einstellen und der Film wirkt stellenweise so bemüht, wie die Seminararbeit eines Studenten, der nichts falsch machen will (noch ein Hinweis, der die Vermutung der Propaganda stützt).

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