Madame Aurora und der Duft von Frühling

Jenseits von allem Intellekt sind Fruchtbarkeit und Fortpflanzung kostbare Güter, bei den Frauen allerdings endlich, mit etwa 50 ist die Zahl der weiblichen Oocyten erschöpft. Das ist die Menopause, auch Wechseljahre genannt, und mit Wallungen einhergehend. Mithin ist es ein herber Verlust, ein definitiver Verlust. Wie umgehen damit?

Das schildert Blandine Lenoir nach dem Drehbuch von Anne-Francoise-Brillot, Benjamin, Dupas + 8 auf höchst unterhaltsame Weise, so dass mehr ein Familien-, denn ein Problemfilm daraus wird.

Agnes Jaoui als Aurore Tabort, ledig: Plou, ist nicht der Typ, sich durch so einen Verlust das Leben versauen zu lassen. Sie ist eine kämpferische Matrone. Denn nicht nur dieses Teil des weiblichen Schicksals betrifft sie aktuell, auch jenes der Jobsituation. Sie hat einen großen Teil ihres Arbeitslebens für ihren inzwischen getrennt aber nicht geschieden lebenden Ehemann Nanar (Philippe Rebbot) gearbeitet, ohne Reverenzen und Zeugnisse selbstverständlich und mit all den daraus resultierenden sozialen Benachteiligungen.

Wegen unanständiger Behandlung durch ihren neuen Chef (er gibt seinen Bedienungen Fantasienamen, sie nennt er nur Samantha) schmeißt sie den Bar-Job hin und steht nun da.

Zudem erklärt ihre Tochter Marina (Sarah Suco), dass sie schwanger ist. Statt sich zu freuen über das Weiterfunktionieren der Fruchtbarkeit in der eigenen Familie, reagiert Aurore entsetzt, wie üblich.

Da es sich eindeutig um ein Feel-Good-Movie handelt, wird sich das ändern. Die Jobsuche gestaltet sich schwierig. Aurores Freundin Mano (Pascale Arbillot) unterstützt sie moralisch, bereitet ihr neue Probleme durch Zufallsbegegnungen, die sich mit ihr ergeben.

Komplikationen über Komplikationen. Und immer die Liebessehnsucht hinter allem und die Wallungen dazwischen und dann auch noch die automatischen Türen, deren Lichtschranken bei Aurore nie richtig funktionieren oder das Problem des Sprechens der Menschen, wunderbar beobachtet, das schnell mal in lediglich gurgelnde Geräusche abrutschen kann, wenn sie sich gerade die Zähne putzen und sprechen wollen, oder wenn sie Hähnchschenkel verzehren und dabei was sagen wollen. Quitschvergnügliche Tonspur.

Aber die Stadt liegt am Meer, der Familien- und Liebessinn lässt manche Menschen enttäuscht zurück, bringt aber den Protagonistinnen auch unerwartete Erlebnisse. Ein Film, wie er nur auf dem fruchtbaren Boden der französischen Filmkultur gedeihen kann mit dieser Leichtigkeit und Unbeschwertheit und dem Können, was diese Filmmenschen in Fleisch und Blut haben, um so frisch von der Leber weg aus einem Leben wie „Ich und Du“ zu erzählen. Der wesentliche Song auf der Tonspur: I aint no shoes, der gelesen werden kann als „I ain’t no menopause“.

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