Djam

Rembetiko ist eine an die Seele gehende Musik aus tiefsten Tiefen, sie entstand von Menschen, die Flucht und Erniedrigung hinter sich hatten, die sich aber nicht haben kleinkriegen lassen.

Ob Tony Gatlif, Autor und Regisseur dieses Filmes, den Rembetiko in seiner ganzen Dimension begriffen hat, sei dahingestellt. Er benutzt ihn als Aufhänger, um für die Griechen der Finanzkirse den Stinkefinger zu zeigen; um andererseits dem deutschen Finanzminister im Nachhinein Recht zu geben mit seiner schäbigen Behandlung Griechenlands, denn die Griechen pfeifen auf die Folgen, auf Pfändung und Enteignung: sie haben den Rembetiko. Das mag noch angehen.

Schwieriger wird es, zu kapieren, weshalb der Rembetiko dazu herhalten soll, dass die Protagonistin Djam (Daphné Patakia) ständig ohne Höschen rumrennen, sich ausziehen, sich an der Möse kratzen oder rasieren oder nackt musizieren soll auf einem Hotelzimmerbett. Da scheint doch ein Lüstlingselement des Regisseurs auf, das sich mehr als Selbstzweck, denn im Sinne des Rembetiko meldet.

Gatlif hat ein dünnes Storyboard emtwickelt, das er Bild für Bild abfilmt. Djam lebt auf Lesbos. Ihr Onkel Kakourgos (Simon Abkarian) besitzt ein Schiff, mit dem er Touristenfahrten anbietet. Eine eiserne Treibstange ist kaputt (ha, ha, Phallussymbol). Die soll Djam ihm in Istanbul ersetzen bei einem bestimmten Schmied, der die vorbildgetreu nachschmieden soll.

Für einen Musikfilm reicht so ein Vorwand allemal aus, um die Reise zum Anlass zu nehmen, immer wieder Rembetiko singen und spielen zu lassen.

In Istanbul hängt sich die Französin Avril (Maryne Cayon) an Djam. Avril möchte eigentlich an der syrischen Grenze in einem Flüchtlingslager helfen. Zusammen gehen sie auf dem Landweg zurück nach Griechenland. Roadmovie mit vielen Rembetiko- und Mösensituationen an leeren Bahnhöfen, über den Dächern von Istanbul, an Tankstellen, verlotterten Unterschlüpfen mit Muschigelaber oder Pissen auf Opas Grab, Taxifahrer und auch ein aus Wirtschaftsgründen verzweifelter Grieche, der sich gerade sein Grab schaufelt, so dass er aufrecht beerdigt werden kann (Wirtschaftskrise!) und dann noch die Rührgeschichte mit der verstorbenen Mutter.

Irgendwann kommt die Idee mit Skandinavien auf. Das wird dann vielleicht der nächste Film. Gatlif hat sich für ein fast quadratisches Bildformat entschieden, das behauptet zu seinen Gunsten, dass er nicht mit filmischer Großintention zugange ist.

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