München Grill (Folge 1) (BR, Freitag, 20. April 2018, 20.15 Uhr)

Eigentor des Ulrich Wilhelm.

Als ARD-Sprecher fordert der BR-Intendant Ulrich Wilhelm eine Erhöhung der Haushaltszwangsgebühr zur Finanzierung des Gemeinschaftswerkes öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Mit diesem schludrig hingerotzten Serienteil „München Grill“ grätscht er selbst diametral gegen seine eigene Forderung. Mit so einem Belanglos-Gebührenabzockteil kann er keine Glaubwürdigkeit für seine Forderung herstellen. Im Gegenteil, er entzieht ihr den Boden, wenn er des Schauspiels unkundige Kabarettisten (eh schon die Manchester-Kapitalisten unter den Künstlern) als Schauspieler lausig dilettierend (und einem Stadtpfarrer als Laiendarsteller) und schlecht geprobt noch dazu (wird sogar thematisiert!) Zwangsgebühren abkassieren lässt. Solche minderwertigen TV-Produkte schreien förmlich nach Zwangsgebührenreduktion. Sie bieten Nahrung jenen Stimmen, die die gänzliche Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verlangen. So eine Sendung rechtfertigt keinerlei Zwangsgebühren mehr.

Nervende Zupfmusik, abgelutscht, weil nicht ein Hauch der Energie davon im Spiel. Einfaltseinfälle. Schauspielerisch: das, was man unter schlechtem Bauerntheater versteht, Überbetonungen, Fehlbedeutung, übertrieben dargebotene kleine Sätze.

Gar nicht begründeter Konflikt zwischen zwei Frauen (die ansatzweise natürlich spielende Christine Eixenberger als Fanny, die steif agierende Christine Neubauer als Toni). Dann Promis, denen man beim Abgreifen von Zwangsgebührengeldern zuschauen darf.

Weil das Stück so schwach geschrieben ist, sollen Kabarettisten Zuschauer anlocken oder als bekannte Gesichter wenigstens die Zuschauer am Wegsterben hindern. Christian Springer, der offenkundig Mühe hat, sich selbst zu spielen und Pfarrer Schießler, der in seiner Gemeinde genügend Familien kennen dürfte, denen es schwer fällt, von einem mageren Haushaltsbudget den sozial unfair erhobenen Zwangsgebührenbeitrag abzuknapsen, sie greifen hier herzhaft zu. Als weitere Zwangsgebührenabgreifer sind angekündigt: Marianne Sägebrecht, Andreas Giebel, Uschi Glas, Max Schmidt und Sigi Zimmerschied. Die denken sich wohl gar nichts dabei – oder nur ans Geld.

Der verschlossene Hermes macht dieses ganze Augenzwinkerspiel mit dem Zuschauer nicht mit und kommt in solchen Momenten glaubwürdig rüber, hat aber mit Banalsätzen wie „Pass auf...“ seine Mühe.

Kabarettist Springer sagt seine Sätze dem Schauspiellaien Schießler besonders deutlich, damit der reagieren kann. Das Ensemble stolpert sich durch TV-Banalsätze.

Der Zuschauer darf hier einem Pfründen-Establishment, das Vitamin-B-Beziehungen zur BR-Redaktion (Elmar Jaeger) hat, beim holprigen, künstlerisch und demokratisch wertlosem Abgreifen von Zwangsgebührengeldern zuschauen; das Zwischengeschäft macht eine Firma namens mecom fiction (Produzentin Heike Richter-Karst).

Das Produkt macht erschreckend deutlich, dass München durch den Wirtschafts-Boom und die Vertreibungen dank hoher Mieten künstlerisch-kreativ am Ausbluten ist.

Dann eine hochdramatische Szene über die Herkunft von Hermes.

Kaum ein natürlicher Ton, Blick oder Geste.
Weitere Folgen schauen wäre Masochismus.

Es geht um Festplatte und Speicher und eine Lokalrenovierung. Auch soll ein Regisseur zu einer Besprechung kommen – der wird an der Tür abgewimmelt: das spart eine Schauspielergage.

Die Kripo kommt.

Immerhin gibt es eine Anleitung, wie Daten auf Handy und Computer in der Küche effizient gelöscht werden können.

Künstlerisch ist so ein Machwerk in keiner Weise zu rechtfertigen.
(Zu sehen war vorab eine Rohfassung ohne Titel und ungemischt – in der Sendung dürfte es weichgewaschener daherkommen).

Franz Xaver Bogner hat seinen Zenit deutlich überschritten. Dass er sich so einen unerträglichen Abgang leistet. Sieht und hört er überhaupt noch richtig?

Kabarettisten ohne Gewissen kassieren Zwangsgebühren ab, als ob ihnen nicht bewusst sei, dass diese ungerecht zu Lasten einkommensschwacher Schichten erhoben werden; bereichern sich an der Armut. Und der Pfarrer Schießler ebenso.

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