Ein moralinischer Fußballfilm.
Dieser Film von Timon Modersohn nach dem Drehbuch von Christian Brecht enthält viel Moralin. Er geht von der Behauptung aus, dass es Korruption bei Fußballwetten, also gekaufte Spiele, gibt. Der Film zeigt eindeutig, dass er das nicht gut findet. Dem schließen wir uns aus tiefster Überzeugung an.
Den Schick des Verbrechens charakterisiert der Film mithilfe von Ist-Sätzen zu den Themen Männlichkeit, Stärke, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Härte, was ein Mann zu sein habe, der ein Mann sein wolle (um daran vom Verbrechen gegängelt zu werden).
Die Schauspieler werden bei dieser Konstruktion zu Thesenträgern und Erklärern, wodurch allerdings ihre individuelle Charakterisierung verloren geht und damit das Interesse an ihnen.
Die Haupt- und Zwischenfigur in diesem Moralgebäude ist Ivo (Frederick Lau), der Fußballer- und Ex-Fußballer als Zögerer dargestellt mit inständig zweiflerischem Blick, so dass man ihm kaum zutraut, was er vor Beginn des Filmes verbrochen haben soll, er der ehemalige Spitzenspieler (was darzustellen dem Film nicht plausibel gelingt), der sich habe bestechen lassen. Geldnöte werden angeführt. Das ist aufgeflogen und dafür musste er in den Knast.
Der Film fängt mit einem Türbild vom Gefängnis an, was erst als solches nicht erkennbar ist; klare Infos lieber später. Das Tor geht auf und Ivo tritt heraus. Eine Szene, die in vielen Filmen zu sehen ist (demnächst cool und informativ in „Therapie für Gangster“), hier unentschieden bedeutlerisch wirkend.
Dann zeigt der Film in knapp skizzierten Szenen, dass unsere Gesellschaft nicht resozialisierungsfreudig ist („Keine zweite Chance!“). So gerät Ivo umgehend in den Teufelskreis der Wettmacher. Bei diesen ist Oliver Masucci (sein Rollennamen wird im Film kaum je ausgesprochen und wenn, dann nicht richtig verständlich; aber das dürfte ein Klarheitsproblem minderer Größenordnung sein) der King oder der Obermacker.
Masucci kümmert sich liebevoll um Ivo, umso mehr als sie herausfinden, dass beide aus Kroatien stammen. Seine Texte sind allerdings mehr thetisch denn subjektiv, lehrsatzhaft und papieren; Masucci überzeugt immerhin vom Figurduktus her; hat ja auch eine klare Linie: Kohlescheffeln mit Fußballwetten mit sicheren Tipps und die Familie zusammenhalten.
Für den Casus cnaktus haben die Filmemacher einen hoffnungsvollen Nachwuchsfußballer erfunden, Lukas (Mateo Wansing Lorrio). Dem werden sie das Moralproblem aufbrummen.
Derweil bandelt nach absehbarem Mechanismus Ivo mit der Mutter Vera (Antje Traue) von Lukas an. Karl Markovics spielt auch mit und steckt seine Hände tief in Mayonnaise sowie Paul Faßnacht, der am Ende glücklich in eine Plastiktüte prall gefüllt mit Geldscheinen gucken darf. Letztere beiden haben mit ihren Rollenklischees keinerlei Probleme.
Ein Hindernislauf dürfte die Continuity für die Maske gewesen sein mit der enormen Varietät an geforderten Schrammen, Narben, Hautstempeln und blutigen Verletzungen der Akteure.