Eine kunterbunte, hektische Ausstattungs- und Slapsticksause aus der Schweiz nach den Comics Papa Moll von Edith Oppenheim-Jonas in der Regie von Manuel Flurin Hendry, der mit Matthias Pacht und Jann Preuss auch die Drehbuchversion erstellt hat.
Unter dem Rasanz- und Tempozwang leidet allerdings die Story und wird verquirlt zu Brei wie die Schockolade in der Fabrik von Murmlikon. Fast wie aus einem Vexierbild müssen die einzelnen Geschichten, und es sind ihrer mehrere, herausfiltriert werden.
Papa Moll (Stefan Kurt) ist Sicherheitsingenieur bei der Schockofabrik die – für die Warenanlieferung unpraktisch – auf einem dünnen Berggipfel thront. Moll, der gute Ideen zur Qualitätsverbesserung der Murmel genannten Schockolade hat, kommt unter die Räder des Modernisierers Stuß (Martin Rapold). Der will wegen der Exporte nach China Quantität und nicht mehr Qualität.
Parallel gibt es einen kleinen Bandenkrieg zwischen den Kindern von Moll und jenen von seinem Chef Stuß. Ex nihilo sind die einen Kinder gefesselt und die anderen triumphieren.
Nächste Story. Die Frau von Moll fährt für zwei Tage zu einem Wellnesswochende in einem quietschvergnügten Bus voller 50er-Jahre-modernen Frauen zur Kur nach Bad Zurzach.
Moll ist allein mit den Kindern zu Hause und soll auch noch die verfeindeten Kinder vom Chef hüten. Im Garten baggert er einen Rohrbruch frei. Fontäne folgt erwartungsgemäß, wenn in diesem Film ein Rohr brechen kann, dann tut es das.
Und noch eine Story. Es gastiert im Ort der Zirkus Pompinelli. Der wirbt mit dem fliegenden Hund „Kartoffel“. Da will Moll mit den Kindern hin, auch mit denen vom Chef. Der Dackel „Kartoffel“ wird im Zirkus in einem Käfig gehalten, ganz klar: Tierquälerei.
Aus der Idee, den Dackel zu befreien ergeben sich jede Menge weitere Situationen für Slapstick und Katastrophen von der Art, dass das Mädel vom Chef aus der Kanone durchs Zirkuszelt geschossen wird. Der Dackel verschwindet. Die für seine Wiederbeschaffung ausgesetzte Belohnung motivert die Suche nach ihm, setzt weitere unschlüssig erzählte Irrhandlungen in Gang.
Und dann noch eine Story: in der Schockoladenfabrik streikt die Technik, überall quillt Schockolade heraus, ein Katastrophenfilm für sich spielt sich hier ab.
Ja, der Film zeigt, wie ein Film heillos mit viel zu vielen Stories und Storysträngen überladen werden kann, weshalb viel zu viele Vorgänge ex Nihilo passieren ohne jede Vorbereitung und entsprechnder Beschädigung des Zuschauergenusses. Wenn Papa Moll in die Zauberkiste steigt, dann entdeckt er erst später, wenn er ins Zelt getragen worden und die Kiste in der Arena abgestellt ist und er in der Kiste das Feuerzeug anmacht, dass noch eine Frau neben ihm in der Kiste liegt. Er ist vielleicht etwas schwer von Begriff und Gespür – eher: die Drehbuchautoren haben Erkenntnis- und Handlungslogikücken.
Hinzu kommt ein gravierendes Besetzungsproblem bei der Hauptrolle, vermutlich Stefan Kurts Bekanntheit bei Fernsehredaktionen und bei Filmförderern zu verdanken, ein Förderkompromiss, der wohl ohne jeden Wettbewerb zustande gekommen ist. Kurt sieht zwar von der Maske her lustig aus wie sein Comicvorbild; ihm fehlt aber jene Naivität, jener Hauch von Nähe zu einem Jacques Tati, die die Komik der Figur und der Situation erst herstellt, ein gravierendes, ja essentielles Manko – stattdessen macht er (gekonnt immerhin) große Augen.
Hervorragend ist die hochdeutsche Nachsynchronisation.
Am lustigsten und gewinnendsten sind die paar Szenen am Anfang und am Schluss, die wie eine Verlebendigung des Comcibuches wirken; voiceover werden Verse aus dem Buch vorgetragen und die Schauspieler stellen sie dar.
Gegen die vorherrschende Hektikgetriebenheit wirkt die einzige langsame Szene wie einsame Spitze, in der zwei Polizisten auf einem kleinen Schaufelbaggerchen so schnell wie möglich zum Einsatz in die eben explodierende Schockoladenfabrik fahren wollen, weil ihr köstliches Polizeiauto gestohlen worden ist; das ist langsamer als für Schnecken erlaubt und der köstliche Kontrapunkt zum übrigen Film, der zeigt, wie Komik herzustellen wäre.