A Quiet Place

Der Tag, an dem dieser Film am Abend als Pressevorführung gezeigt wurde, war für mich eher unangenehm verlaufen, Menschen wollten mir – bidlich gesprochen – an die Wäsche, das ist kein gutes Gefühl.

Nach Verlassen des Kinos war das wie weggeblasen. Die kathartische Wirkung eines Horrorstreifens. Er fungiert als Angstableiter, indem er Bilder erzeugt, die deutlich unangenehmer sind als die eigene Situation, die dagegen als bedeutungslos wahrgenommen wird.

Oder: Bekämpfung von Horror und unguten Gefühlen mit Bildern von noch größerem Horror. Warum das bei diesem Film von John Krasinksi, der auch die Hauptrolle des Familienvaters Lee spielt, so prima funktioniert?

Vielleicht, weil er gar nicht in den Wettbewerb treten will mit Monsterfilmen, die nach Rekorden schielen, nach Überbietung mit Effekten. Krasinski konzentriert sich auf eine Familie, einen hauptsächlichen Spielort und der überwiegende Teil der Handlung findet im kurzem Zeitrahmen um den 472. Tag nach einem Unglück statt, das nicht näher beschrieben wird, das aber eine Gegend menschen- und vor allem tonleer hinterlassen hat.

Das Ungeheuer ist ein passabel animiertes Horrorungeheuer. Es hat die Spezialität, dass es auf Lärm hochallergisch und blitzschnell reagiert. Deshalb bewegen sich Lee, seine Frau Evelyn (Emily Blunt) und die Kinder Marcus (Noah Jupe), Regan (Millicent Simmonds) und Beau (Cade Wooodward) nur leise. Sie wagen kaum zu flüstern, haben eine Gebärdensprache entwickelt.

Sie verlassen die Stadt und ziehen sich auf auf eine Farm zurück. Diese ist von Maisfeldern eingekreist, aber es gibt auch Wald. Das Gebiet ist von mehreren Silotürmen wie von Wachtürmen umgeben.

Die Geräuschkulisse dürfte im Kino vor allem von den Popcorn- und Nachokonsumenten oder allfälligen Bonbonpapierraschlern herrühren, aber Vorsicht, wenn ein gewisser Lärmpegel überschritten wird, kann das Ungeheuer aus dem Nichts auftauchen und vernichtend zuschnappen! Das ist schon eine ungewöhnliche Erfahrung im Kino.

Es passiert auch gar nicht so viel. Krasinksi lässt sich Zeit, die Situationen klar zu beschreiben, ohne diese Zudröhnambition und es bleibt immer interessant. Denn der Gefahrenmomente sind viele, besonders wenn das Ungeheuer sich auf der Farm rumtreibt. Manchmal helfen Ablenkungsmanöver, so wie mir der Film als geschicktes Ablenkungsmanöver von eigenen Ängsten und Beengungen vorkommt. Horror als kathartische Schmerztherapie? Vor allem macht es nach dem Kino Spaß, die Situationen zu erinnern und zu erzählen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert