3 Tage in Quiberon

Sehr gute Berufsschauspieler

gewähren unter der wenig inspirierten Regie und Drehbuch von Emily Atef (Töte mich) Einblick in ein Dossier aus der Vita des Filmstars Romy Schneider.

Frau Atef rekonstruiert und reinszeniert (Reanimationsversuch) ein dreitägiges Interview des Sternreporters Michael Jürgs (Robert Gwisdek) mit Romy Schneider (Marie Bäumer). Zugegen war auch ein Fotograf, Robert Lebeck (Charly Hübner, der kein besonderes Verhältnis zu Kameras in seiner Hand zu haben scheint), ein Freund von Romy, und außerdem ihre Freundin Hilde Fritsch (Birgit Minichmayr).

Frau Atef schaut nicht über den Tellerrand dieser Interviewstory, die drei Tage lang im Sofitel in Quiberon 1961 stattgefunden hat. Sie setzt umfassendes Wissen über das Leben, die Filme und das Unglück von Romy Schneider voraus.

Die Reinvention des Interviews umrundet Atef mit eigens erfundenen Banalszenen rund ums Hotelleben, Begrüssungen, Trinkerei in der Dorfkneipe, Kalter Wasserguss und Wimperntusche. Die Dialoge, die sie zu den Figuren erfindet, wirken hausbacken, fernsehdeutsch, geben keineswegs das Espritleben zwischen solchen Persönlichkeiten wieder. Sie stellt die Personen als alltagsbanal dar (im Sinne deutscher Fernsehroutine).

Für den, der ein prägnantes Romy-Schneider-Bild im Kopf hat, mag der Film als Folie zum Wecken von Erinnerungen dienen. Er ist für die Romy-Gemeinde gemacht. Diese dürfte gleichzeitig masslos enttäuscht sein, da Frau Bäumer zwar eine prima Schauspielerin ist, aber eben keine Romy Schneider.

Insofern dürfte es problematisch sein, dass der Film es in keiner Sekunde versteht, auch nur im Ansatz klar zu machen, was das Faszinosum dieser Schauspielerin ausmachte, was über die erstklassige Berufsschauspielerei der hier versammelten Darstellerriege hinausgeht und was sie weit über die Branche hinaus in die Herzen der Menschen hat Eingang finden lassen.

Insofern wirkt der Film als plumpe Romyploitation und es ist keine Auszeichnung für die Berlinale, diesen Film im Wettbewerb gezeigt zu haben. Er ist dramaturgisch ein Krüppel, weil er viel zu viel außerhalb des Filmes voraussetzt und in sich genommen in keiner Weise stringent, ja direkt belanglos ist. Vier Menschen verbringen drei Tage in einem Luxushotel am Meer.

Gwisdek rettet sich mit neutraler Sprecherei über seine farblose Figur. Birgit Minichmayr bringt immerhin überzeugend die Freundin einer berühmten Frau rüber, die im Hintergrund zu bleiben hat, aber auch mal eingreift, sich kümmert; die aber auch nicht die Last eines berühmten Vorbildes mit der Rolle stemmen muss wie Marie Bäumer, was nicht in Deckung zu bringen ist mit Romy.

Die Kulturfunktionärswelt scheint allein vom Begriff Romy Schneider so hingerissen, dass die ganzen Filmförderer blind glaubten, Geld zuschießen zu müssen, bloß weil das Interview einmal vor Jahrzehnten für Skandal gesorgt haben mag. Das macht dieser Film in keiner Weise nachvollziehbar. Die fahrige Kamera hilft der Chose auch nicht weiter, Schwarz-Weiß erst recht nicht, sieht eher nach nicht eingelöster künstlerischer Ambition aus. Mei, und dann noch eingestreut wohlfeiles Medienbashing – grad viel Mut braucht das nicht.

Stoßseufzer: „Romy, ist etwas passiert?“.

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