Marianne Koch – Ärztin auf dem roten Teppich (BR, Montag, 2. April 2018, 22.00 Uhr)

Mit dem Marianne-Koch-Pfund ist gut wuchern. Das tut der BR in diesen Lebenslinien von Evelyn Schels unter der Redaktion von Christian Baudissin ausgiebig.

Marianne Koch lässt sich dazu überreden, doch vor allem in der Vergangenheit zu wühlen. Die ist enorm, die ist grandios. Obwohl Marianne Koch zu bedenken gibt, dass die Gegenwart sie interessiere, dass sie nicht gerne zurückblicke und nicht gerne bilanziere; das zu respektieren, so viel Anstand bringt der BR nicht auf. So bringt die Sendung sie doch genau dazu, am Schluss eine knappe Bilanz zu ziehen mit Hinweis auf die besten, die entscheidenden Momente.

Marianne Koch moderiert heute noch für den BR das Gesundheitsgespräch. Insofern ist dieses Biopic reine Eigenwerbung für den öffentlich-rechtlichen Sender, der sich mit unfairer Finanzierung zulasten der Einkommensschwachen finanziert. Eigenwerbung sollte er nicht machen müssen, davon steht nichts im Grundauftrag.

Der Lebensweg von Marianne Koch ist bemerkenswert. Nicht allzu großzügig gewährt sie Einblicke in ihre private Situation, zeigt Fotos und erzählt von Drehbarbeiten.

Sie wächst in der Nazizeit mit einer starken Persönlichkeit von alleinerziehender Mutter auf. Sie ist das Kind einer außerehelichen Beziehung ihrer Mutter zu einem Arzt, der rechtzeitig in die USA emigriert ist.

Ihr Berufsziel war ganz früh, Ärztin zu werden. Sie war mit ihrem Bruder von der Mutter an der langen Leine erzogen worden, hat dadurch ein natürliches Selbstbewusstsein entwickelt. Bei einem Job in den Bavaria-Kopierwerken in Geiselgasteig ist die junge Frau angesprochen worden, ob sie ein Casting für eine Filmrolle mache. Sie sagte zu und bekam die Rolle.

Das war der Startschuss für eine 20 Jahre lang anhaltende Filmkarriere; Filmausschnitte zeugen davon. Irgendwie hat aber die Familie, inzwischen ist sie verheiratet, hat zwei Söhne, doch gelitten darunter: Scheidung, Abbruch der Filmkarriere.

Mit 40 entscheidet sie sich, das Medizinstudium wieder aufzunehmen, erfüllt sich ihren Berufswunsch, Ärztin zu werden. Das meistert sie mit 1-er Staatsexamen. Im Rundfunk bleibt sie präsent in der Kultsendung „Was bin ich“, die ihre Beliebtheit wohl auch darauf zurückzuführen hatte, dass die Rater das mehr als freundschaftliches Vergüngen betrieben haben und nicht aus Quotenehrgeiz. Hier kann das öffentlich-rechtliche Fernsehen wehmütig auf Zeiten zurückblicken, als es noch fest in breiten Teilen der Bevölkerung verwurzelt war, was heute wohl nur noch unter großen Vorbehalten behauptet werden dürfte.

Nach dem Studium hat Marianne Koch als Internistin gearbeitet und nach einigen Jahren ihre eigene (Nichtpromi!)Praxis in Haidhausen aufgemacht. Da freie Ärzte mit 68 keine Kassenpatienten mehr behandeln dürfen, hat sie ihre Praxis aufgegeben und sich dem Journalismus zugewandt.

Auch der erfüllt sie und sie ihn mit der erwähnten Sendung im BR und mit dem Schreiben von populärwissenschaftlichen Medizinbüchern. Die Sendung ist mehr Erinnerung an gute Zeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als ihm lieb sein dürfte.