Luxusliebe griechisch-römisch.
Wenn es nach den Fotos unter den Titeln geht, es sind Fotos von römischen und griechischen, männlichen Büsten und Torsi, illustriert dieser Film von Luca Guadagnino (A Bigger Splash) nach dem Drehbuch von James Ivory nach dem Roman von André Aciman eine besonders exklusive Liebe, die zu erleben nicht allen Männern vergönnt ist, wie der Vater des Protagonisten Elio (Timothée Chalamet) in einer Nachbesprechung zu Elios Erleben dieses Sommers zu verstehen gibt. Papa war das nicht vergönnt gewesen.
Italien, Sommer, ein Palazzo mit Park, eine Archäologenfamilie, Papa, Mama, Sohn Elio, Bedienstete. Hier ist gut sein.
Für einige Wochen ist ein Gast angesagt: Oliver (Arnie Hammer), ein amerikanischer Nachwuchsgelehrter. Er soll sich an Forschungen beteiligen und bei der Familie wohnen. Elio ist eh fad im Sommer. Und schon vor der Ankunft des Gastes dürften die Fantasien von Elio heiß gelaufen sein. Oliver wird in seinem Zimmer wohnen, Elio zieht eins weiter, das gemeinsame Bad und Toilette verbindet die beiden Zimmer.
Räumlich kommen sich die beiden so schon nicht aus. Oliver will gleich am ersten Tag in der Stadt etwas erledigen. Elio soll ihn als Ortskundiger mit dem Fahrrad begleiten. Beim ersten Kaffee sitzen sich die beiden gegenüber. Oliver macht eine eindeutige Berührung seiner leicht gewölbten Shorts an der Stelle des Geschlechts, wie beiläufig, aber geführt, Elio antwortet etwas verhuschter.
Die Signale sind vom ersten Moment an klar. Aber es gibt auch eine Hemmung auf beiden Seiten, vor dem was möglich wäre an Einmaligkeit an sensationeller Liebe, auch die Skrupel des Älteren dem Jüngeren gegenüber, den jener auf gar keinen Fall in was reinziehen oder verletzen möchte; es ist auch definitiv kein Film über die Ehe für alle.
Die beiden vertrödeln kostbare Tage mit Zögern, mit Zeichen und Missverstehen, mit Ignorieren oder als Fluchtmanöver wendet sich Elio einem Mädchen aus dem Dorfe zu. Letztlich geht es leer aus.
Die Eltern beobachten mit Wohlwollen die Chemie zwischen Oliver und Elio, die nicht zu verbergende gegenseitige Attraktion. Kurz vor seiner Abreise an den Gardasee passiert es dann. Und mit dem Segen der Eltern begleitet Elio Oliver für jene zwei Wochen.
Sie fahren in einem ruckeligen Bus aus den frühen Achzigern des letzten Jahrhunderts, wo der Film spielt, los. Zwei Wochen Einmaligkeit, erotische Ekstase am Gardasee. Glück pur. Sensation pur.
Guadagnino erzählt das ohne Schwülstigkeit. Die ist allein schon durch die Besetzung der beiden Protagonisten nicht gegeben, die sich an der Männerschönheit griechisch-römischer Büsten und Skulpturen orientiert und die Darsteller entsprechend agieren lässt.
Kino al dente und best handycraft, Luxusgut vom Feinsten. Für geistigen Background bedient sich der Film bei Heraklit und Heidegger (die Entitäten) oder es gibt einen feinen Dialog zwischen Elio und Olvier darüber, wie Bach gespielt werden könne (Elio spielt Klavier) aber auch über Bunuel wird heftig diskutiert. Und hocherotische Verwendung eines Pfirsichs…