Ich scheiß die Wand an.
Ein Satz aus dem Schulunterricht der Champillon-Grundschule. Es geht um Verben und Akkusativ. Weil ein Schüler „Scheiß“ sagt, verlangt die Lehrerin sofort Sätze mit scheißen, „einen Haufen scheißen“, „Ich scheiß die Wand an“.
Der Film von Hélène Angel brilliert mit einem entzückenden, zu Herzen gehend Cast von Grundschülern in ebenso entzückenden, zu Herzen gehenden kleinen Szenen, die im großen Strom fahriger Atmosphäre an der Champollion Schule immer wieder aufblitzen.
In dieser Unruhe und Fahrigkeit, die gibt wohl genau die Nervensituation der Grundschullehrerin wieder und wird gezielt von Kamera und Schnitt – immer nur kurze Ausschnitte und schnelles Hin- und Herspringen – hergestellt, schnappt die Protagonistin Florence (Sara Forestier) immer wieder nach Luft, symbolisch gesprochen.
Verschiedene Probleme lassen sie nicht zur Ruhe kommen, lassen sie wie einen Ballon im Wind erscheinen, hin- und hergerissen und hin- und hergeschüttelt. Da ist ihr Sohn Denis (Albert Cousi), der nicht bei der Familie lebt und der lieber mit dem Vater für ein Jahr nach Java verreisen möchte.
Und da ist Sacha (Ghillas Bendjoudi) mit einer ganz merkwürdigen Mutter. Diese arbeitet als Verkäuferin bei einem feinen Herrenausstatter. Sie übernachtet lieber bei fremden Männern, drückt ihrem Buben ein Bündel Geld in die Hand, und dann soll er schauen, wo er bleibt. Einen Papa gibt es dort auch nicht. Der Bub kommt, nachdem das in der Schule auffällt, erst mal bei Florence unter, nicht zur Freude von ihrem Denis.
Es gibt da noch Mathieu (Vincent Elbaz), einen Exfreund der Mutter von Sacha, Pizzaausfahrer. Der bandelt mit Flo an. Und da sind auch noch das Sozialamt, die Polizei, der Schuldirektor und das mit Farbe besprühte Kaninchen Sombrero. So ist dafür gesorgt, dass die lebensnahe Fahrigkeit nicht eine Sekunde erlahmt, denn Kinder sind ja nicht für die Schule da, sondern, wie die Franzosen auf Englisch (!) singen: we were borne to be alive!