Alles dreht sich um Marc (Alexander Milo), seinen Bilder-, Gefühls- und Gedanken-Stream-of-Consciusness.
Wer ist Marc? Was macht ihn aus, seine Geschichte, seine Bilder, seine Mitmenschen, seine Umgebung (Stadt oder Natur), seine Gedanken, seine Zweifel, seine Wut, seine Liebe, Freundschaft, die Beziehung zu seinem Vater (der oft weg ist), zu seiner Mutter oder zur Tramperin, die er mitnimmt?
In einer fragmentarisch-aphoristischen Collage aus Lebensphilosophemen, Grundsatzfragen zu Sein und Vergehen des Menschen, Meteorologiepoesie und Identitätssuche, Roadmovie-, Familien- Freundschafts- und Liebesgeschichte oder auch im Rückwärts-Negativ-Konjunktiv nähert sich Chris Brügge als Autor und Regisseur dem Welt- und Ichbild dieses jungen Mannes, seinen Emotionen und Zweifeln, seinem Sehnen und Boxen, seinen Begegnungen, seinem Denken und Fühlen. Versuch einer Totalerfassung auch der Lebenssehnsucht (es spüren, den Schmerz, die Wut, das Dunkle, die tiefen Gefühle).
Die Kamera liefert ihre ganz eigene Erzählung dazu mit ihren Natur- und Stadtbildern, Wolken-, Wind-, Meer- und Dünenbildern, vor allem zeigt sie Skeptizismus der Realität und der Wahrnehmung gegenüber, lässt sich ablenken, lässt sich beunruhigen oder auch mal beruhigen, wenn Gitarre gespielt wird. Die Kamera lässt sich von Details, Strukturen und Symbolen faszinieren. Die Musik trägt ihre eigenen Impulse bei.
Entfernt erinnert der Film an Terence Malick (The Tree of Life, der allerdings radikaler sich auf Natur und Bibel reduziert), an diese Mischung von menschlicher Selbstbestimmungs- und Naturbetrachtung.
Das Zeitproblem, das Vergehens-, das Einmaligkeitsproblem, die Nichtwiederholbarkeit, das Nichtrückgängigmachenkönnen löst Brügge, indem er die Freiheit des Kinos nutzt, wenn er zum Schluss den Gletscherabbruch in umgekehrter Richtung abspielt. Im Leben gibt es keinen zweiten Versuch. Im Film schon.
Reflektionen über Leben und Tod, Freiheit, (Fliegen, Schwimmen, Drachensurfen, Sternenhimmelreflexion, Heißluftballonsymbol, das Leben nicht an sich vorbeiziehen lassen) und was ist Verantwortung? Das Wegsterben von Menschen, die einem was bedeuten, die Endlichkeit des Seins in ihrer Bilder-, Gedanken-, Gefühls- und Musikvielfalt.