Wind River

Ein ambitioniertes Projekt von Autor Taylor Sheridan: die Frontier Trilogie, die sich um das ausfransenden Gebiet im Südwesten der USA rankt.

Teil 1: Sicario. Hier fiel mir vor allem die Regie von Denis Villeneuve, die „bekannte Tatsachen und Untaten einem atemberaubend nahe bringt“ unter eindruckverstärkendem Einsatz der Musik auf. Es geht um den Drogenkrieg, der vom nördlichen Mexiko aus versucht, in den USA Fuß zu fassen.

Teil 2: Hell or High Water. Mir sind vor allem die Kamera, „die die Geschichte in- und auswendig kennt“ aufgefallen und „die betörende Regie von David Mackenzie“, während die Geschichte mir eher eine ganz gewöhnliche Familiengeschichte schien vorm Hintergrund der Hypothekenkrise.

Und jetzt Teil 3: das Thema indigener Reservate, in denen nach Öl gebohrt wird und deren verheerende Nebenwirkungen, speziell geht es um das Reservat „Wind River“. Hier hat der Autor selbst die Regie übernommen.

Das Resultat lässt mich unerwartetetweise nachdenken über die Gewichtung von Autor und Regisseur bei Betrachtung und Evaluierung eines Filmwerkes und lässt mich kurzfristig an der oft wiederholten These zweifeln, was die Antwort auf die Frage sei, welche drei Dinge sind die wichtigsten für einen Film? Erstens: das Buch, zweitens: das Buch und drittens: das Buch.

Denn in seiner eigenen Regie wirkt der Film plötzlich nicht mehr so frappant, wie Sicario und Hell or High Water erwarten ließen, bei denen ich interessanterweise vor allem Regie und Musik oder Kamera bei der Review hervorgehoben habe, die für die aufregende Atmosphäre gesorgt haben, während die Geschichten eher üblich wirkten.

Und in seinem dritten Teil hat es sich Sheridan besonders schwer gemacht, als er als Jahreszeit den Winter, als Gegend eine bergig-verschneite mit grau-blau-kalt wirkenden Wäldern und Bergen, mit noch dazu oft stark vermummten Figuren und vielen Schneemobilen gewählt hat. Und die Massenschießerei vor dem Trailer von Ölförderarbeitern wirkt schon sehr filmschulmäßig inszeniert.

Es ist ein Thriller. Sicher taugliches Rezept. Schon wieder ist im Reservat eine junge Frau zu Tode gekommen und von Corey Lambert (Jeremy Renner) im Schnee gefunden worden. Eigentlich sollte er Jagd auf einen Puma machen, der Schafe reißt. Da die junge Frau offenbar keines natürlichen Todes gestorben ist, wird das FBI hinzugezogen. Das schickt, das ähnliche dramaturgische Prinzip hat Sheridan schon in Sicario benutzt, eine junge Frau, weil sie am nächsten zum Reservat sei, die noch Greenhorn ist und sich auch in der Natur nicht auskennt. Es ist Jane Banner (Elizabeth Olsen). Lambert wird ihr als Ortskundiger helfen, im Indianerland zu ermitteln. Auch hat er seine Tochter vor drei Jahren auf ähnliche Weise verloren.

Der gute Zweck des Filmes ist, dass er auf das Elend im Reservat aufmerksam machen will. Auch auf den Sachverhalt, dass es überall in Amerika Vermisstenregister gibt, nicht aber in den Indianerservaten. Falls sich das nach diesem Film ändert, so hat er zumindest etwas erreicht.

Und dass junge Männer, die ohne Frauen im Niemandsland eines solchen Reservates eng in Wohntrailern zusammenleben, dem Alk und der Gewalt zuneigen, ist nun auch eher Plattitüde als neue Erkenntnis.

Im Vergleich mit den anderen beiden Teilen der Trilogie macht dieser Film auf jeden Fall deutlich, was für grandiose Regisseure Villeneuve und Mackenzie sind. Und dass sie womöglich gerade ein eher gewöhnliches, aber grundstabiles Drehbuch zu grandiosen Leistungen aufblühen lässt.

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