The Disaster Artist

Kultsache.
Trommeln und Sensation gehören zum Movie-Handwerk. Es gibt den sogenannt schlechtesten Film aller Zeiten, der als solcher Kult geworden ist. James Franco hat diesen Film von Tommy Wiseau zum Anlass genommen, einen Film über die Herstellung dieses Kultstreifens zu machen, fast so unabhängig und selfmade wie um die Jahrtausendwende Tommy Wiseau. Franco hat Regie geführt und spielt die Hauptrolle, Scott Neustadter und Michael H. Weber haben das Drehbuch verfasst nach dem Buch „The Disaster Artist: My Life Inside The Room, the Greatest Bad Movie Ever Made“ von Greg Sestro und Tim Bissell.

Kollegen wie Seth Rogen firmieren als Mitproduzenten. Die Rechte muss Franco sich von Wiseau gesichert haben, denn im Abspann lässt er parallel Szenen aus dem Original und nachgestellte Szenen aus seinem Film ablaufen, die sind fast bis auf die Einatmer und die Blicke der Darsteller identisch kopiert. Und James Franco hat eine zum Verwechseln ähnliche Maske wie Wiseau.

Es ist eine Filmbusiness-Insider-Geschichte. Aber Francos Hommage als Teilduplikat des schlechten Vorbildes dürfte nicht der Erfolg vergönnt sein wie dem Original.

Die Geschichte ist einfach, erzählt eine Variante des Traumes eines jeden Schauspielers, ein Filmstar zu werden und immer noch am liebsten in Hollywood, auch wenn dessen Glanz dramatisch am Bröckeln ist. Starvorbild ist James Dean.

Bei einem Vorsprechen in New York lernt Tommy Greg (Dave Franco, der jüngere Bruder von James) kennen. Greg ist beeindruckt von der Hemmungslosigkeit, mit der Tommy sich auf dem Boden wälzt und Wut rauslässt und scheinbar keine Grenzen kennt auf der Bühne. Er selbst gibt sich verhaltener.

Da es in New York nicht funktioniert, entscheiden sich die beiden, nach L.A. zu fahren. Tommy besitzt einen schönen Mercedes und in L.A. erstaunlicherweise eine Wohnung. Gute Startbedinungen für beide.

Tommy sieht sich als Förderer von Greg. Seine Zuneigung ist platonischer Art. Da die beiden viel Ablehnung erfahren, fängt Tommy an, sein eigenes Drehbuch zu schreiben. Das ist das Hauptstück des Filmes, die gegen 60 Drehtage zu „The Room“. Das ist allerdings nur möglich, weil Tommy offenbar über unbegrenzte Mittel verfügt.

Eine Szene belegt sowohl die Zweifel an Tommys Finanzkraft als auch die Überraschung, dass die Zweifel unberechtigt sind: Sandy, der Studioaufnahmeleiter oder Studioregisseur will einen Lohnscheck einlösen, seine Überraschung, dass der Scheck gedeckt ist, sieht man ihm an.

Der Film wird fertig, feiert seine Premiere, in der Franco übertrieben zeigt, wie enorm unfreiwillig gelacht wird. Der Rest ist Kino-Kultgeschichte.

Das Problem bei diesem Film scheint mir, dass Franco versucht, seinem Gegenstand möglichst nahe zu kommen, einem sogenannt ’schlechten‘ Film, und das bewältigt Franco so gut, dass nicht mehr zu unterscheiden ist, was ist jetzt gut und was schlecht, es passt kein Blatt mehr zwischen die beiden Merkmale. Franco selbst kann aber nicht diese rührende Naivität herbeizaubern, die für so ein Einzelstück Kino unerlässlich ist. Er stellt eher den Typen heraus, der das vom Augenschein her gar nicht bringen kann.

Dadurch aber fehlt dem Film seine elementare Würze, die ihn zu etwas Besonderem machen würde. Er stellt auch kein Verhältnis zum ’schlechten‘ Film her, das die besonderen Qualitäten dieses Filmes neu beleuchten und spannend machen würde.

So entsteht vielmehr der Eindruck, und insofern bleibt er meiner Ansicht nach ein Branchen-Insider-Film, einer liebenswürdigen Hollywoodveranstaltung eines erfolgreichen Schauspielers.

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