Wunder

Modell von Menschlichkeit, das möglicherweise in demjenigen von Thornton Wilders Unsere kleine Stadt fußt, das besonders nach den Gräueln des Zweiten Weltkrieges die Menschen angesprochen hat.

Ein Modell von Menschlichkeit, das die hellen und die dunklen Seiten im Menschen als gegeben ansieht, so Direktor Tushman (Mandy Patinkin) von der Beecher Prep School, das aber die dunklen Seiten in seine Schranken zu weisen versteht.

Und ein Menschenbild, das die Seiten sich versöhnen lassen will.

Die dunklen Seiten werden in diesem Film von Stephen Chbosky (Die Schöne und das Biest), der mit Steve Conrad (Das erstaunliche leben des Walter Mitty, Außer Spesen nichts gewesen -Big Business) auch das Drehbuch geschrieben hat, provoziert durch das entstellte Gesicht von Auggie (Jacob Tremblay).

Auggie ist 9 Jahre alt. Bisher hat ihn seine Mutter (Julia Roberts) zuhause unterrichtet. Sein Vater Nate (Owen Wilson) ist Schauspieler, Mutter arbeitet an ihrer Doktorarbeit. Auggie läuft am liebsten mit einem Raumfahrerhelm herum, so sieht keiner sein Gesicht.

Jetzt soll Auggie auf die öffentliche Schule gehen. Mental ist er gut vorbereitet von den Eltern. Und auch die Schule hat sich ihm vorm ersten Schultag mit einem Kennenlerntag geöffnet, indem drei seiner künftigen Mitschüler ihn schon mal zu Gesicht bekommen und ihn durch die Räumlichkeiten führen können.

Auggies Stärke sind die Naturwissenschaften. Da ist er seinen Altersgenossen überlegen.

Die dunkle Seite der Menschen wird sich in verschiedenen Reaktionen ihm gegenüber zeigen, Mobbing, blödes Anglotzen, Tuscheln und anderes mehr.

Der Film würde nicht Wunder heißen, wenn Auggie nicht schließlich doch Freunde machen würde, mit zwischenzeitlichen Komplikationen allerdings. Es ist spannend, wie die Dialektik der beiden Menschenseiten abläuft, besonders auch durch Chboskys Regie, der den Schauspielern eine enorme, dem Menschen zugewandte Präsenz abverlangt, die Vielschichtigkeit durchschimmern lässt, die kaum je, bis vielleicht auf die Eltern von Jack, jemanden nur in die gute oder nur in die böse Ecke stellt. Es ist ein Menschenbild, das Hoffnung macht.

Auch in Auggies Familie ist nicht nur Sonnenschein. Auggies ältere Schwester Via (Izabella Vidovic) zieht den Kürzeren, durch die massive Aufmerksamkeit, die Auggie verlangt. Er wird als die Sonne in der Familie bezeichnet, die anderen sind die Planeten drum herum.

Schwerer wird es für Via nach den Schulferien. Ihre Busenfreundin Miranda (Danielle Rose Russell) hat sich von ihr entfremdet. Aber bei so einem Menschenbild gibt es auch dafür mehr als Entschädigung, nicht nur lernt sie Justin (Nadji Jeter) kennen, die Dramaturgie hält für sie in der Theater-AG noch eine ganz andere Überraschung bereit.

Wenn die Welt nur aus Menschen wie hier dargestellt, bestehen würde, gäbe es wohl keine Kriege, bräuchte es keine Waffenproduktion mehr, wäre der Reichtum gerechter verteilt. Das ist der Optimismus, den dieser Film verbreitet, dass das doch möglich sein sollte.

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