Julian Schnabel – A Private Portrait

Ziel erreicht.

Er wolle ein großer Künstler werden, hat sich Julian Schnabel in der Jugend vorgenommen. Wusste aber nicht, was das ist und wie es geht.

Das Ziel hat er in mehrfacher Hinsicht erreicht, das geht aus diesem Film von Pappi Corsicato hervor, der im Abspann dezidiert als ‚privates‘ Porträt gekennzeichnet ist, vermutlich genau die angemessene Antwort auf den Künstler Julian Schnabel, der allein mit seiner körperlichen Fülle beeindruckt, dann mit der großen Geste, mit der er riesige Leinwände bemalt, als auch mit dem Format der Leinwände und schließlich mit dem künstlerischen Erfolg, der in New York begann, wo er von einem Tag auf den anderen zum angesagten Star wurde.

Offensichtlich auch wirtschaftlich erfolgreich mit einem Anwesen am Meer in Italien. Dort fängt der Film an, wie er mit seinem jüngsten Sproß von einer nicht genau zu eruierenden Anzahl von Kindern im Meer badet. Auch fortpflanzungsmäßig erfolgreich. Mehrere Frauen kommen vor im Film, einige der Kinder geben Statements ab. Und dann ist da noch als bescheidenes Wohnhaus und Atelier in New York der Palazzo Chuppi, der wegen einer kleinen Reparatur im Sinne der großen Geste des Künstlers zu einem elfstöckigen, venezianischen Palazzo angewachsen ist.

Leben, Fülle, große Geste und immer ein konkreter Kondensationspunkt in den Gemälden oder auch in den Filmen, zB Miral. Die Geste macht die Kunst. Die Größe macht die Kunst.

Insofern kann der Film nicht zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung beitragen, stellt weder Fragen noch gibt er Antworten, die über den Modus der großen Geste hinausdeuten. Ein Kunstkritiker sagt zwar, dass er beeindruckt sei und viel verstehe, wenn er sich mit Schnabel unterhalte, aber was das gewisse Etwas ist, das kann er nicht vermitteln.

Auch andere Fachleute, Galeristen, Kuratoren, Schauspieler scheinen eher beeindruckt von der Vitalität, der ungeheuren Energie und der ehernen Selbstsicherheit als von den Resultaten.

Der Film bleibt vor allem geschmackvoll, Collage aus Privatmaterial, Homevideos, Interviews mit Schnabel und Einstecktuch und vielen Statements von Kindern, Gattinnen, Freunden, Freundinnen, anderen Künstlern, Sammlern, Galeristen und Fachleuten, vielleicht mit nicht ganz so großer Geste auf die Leinwand gesmasht wie der Künstler selber mit seiner Leinwand umgeht.

Dass es ihm mehr um Erfolg als um Inhalt geht, belegt die Aussage von Schnabel zu seinen Tellerbildern, irgendwie müsse man, wenn man in New York Erfolg haben wolle, auffallen. Aber zu seiner Ehre sei gesagt, wie er den Erfolg hatte, habe er sofort aufgehört, diese weiterzuproduzieren.

Ein privates Porträt ist das Angemessene für ihn, der zwischen Leben, Kunst und Privat eh keinen Unterschied macht, der Regeln haßt, der ein Workaholic ist und überhaupt passt so einer nicht in eine ‚ordentliche‘ Biographie, da sprengt er mit seiner Leibes- und Energiefülle und mit seiner großen Geste den Rahmen bei weitem.

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