Zwischen zwei Leben – The Mountain between us

Alex, Ben und Ibuprofen.

Diese drei Worte sind der zentrale Schlaglichtzusammenhang in diesem Film von Hany Abu-Assad (Ein Lied für Nour) nach dem Drehbuch von J. Mills Goodloe nach dem Roman von Charles Martin.

Es sind Alex (Kate Winslet) und Ben (Idris Elba), die das Schicksal in einer KatastrophenRomCom zusammenwirbelt, zusammenschweißt, zusammen frieren und überleben lässt. Wobei das deutlich ausgesprochene Iubprofen stellvertretend für Heilmittel oder jegliche Art von Liebesersatz steht, der keinen Bestand haben kann.

Es fängt flott in einem Flughafen an. Alex eilt zum Schalter. Ben eilt zum Schalter. Beide erhalten die Information, dass der Flug wegen Unwetter gecancelt sei. Beide stehen unter extremem Termindruck. Alex will am nächsten Tag heiraten. Sie ist eine Fotografin. Und Ben, der Brite und Arzt ist, wird dringend in seiner Klinik zurückerwartet. Das erzählt Abu-Assad mit tagesaktuellem Schwung.

Die beiden Protagonisten, das wird sich später zeigen, sind nicht auf den Kopf gefallen. Kurz entschlossen machen sie einen Charterflieger mit einer kleinen Maschine ausfindig, der sie mitnimmt. Der Pilot kommt nicht dazu, den Flug anzumelden, das entschuldigt er damit, dass das kein Problem sei wegen Tageslicht und er auf Sicht fliegen könne.

Wie die schnittig-elegante Maschine über verschneiten Bergen fliegt, erleidet der rundliche Pilot einen Herzinfarkt. Die Maschine kracht auf ein Eisfeld, nachdem ein Grat ihr ein Teil bereits wegrasiert hat. Mit im Flugzeug ist der Hund des Piloten. Beim Piloten ist nur noch der Tod festzustellen. Somit sind die Voraussetzungen für ein intensives Zweipersonenstück gegeben.

Zwischendrin gibt es kommentierende Aufnahmen des treuen Hundetieres. Das Iubprofen findet seine eigene, ausgestellte Erwähnung. Es ist eine herrliche Gebirgslandschaft. Direkt zu beneiden sind die beiden Gestrandeten um die Ruhe und die Erhabenheit, den gleißenden Schnee und die Gipfel drum herum.

Malerisch drapiert liegen einige Flugzeugteile auf dem Schneefeld. Der Bauch ist ein Stück weit unversehrt und bietet den beiden Überlebenden Schutz. Konserven finden sie auch. Papier gibt es, um ein Feuerchen zu speisen, da müssen auch großformatige Fotos von Alex dran glauben.

Es geht nicht um realistische Glaubwürdigkeit. Es ist die Faszination von zwei Menschen, die der Zufall zusammen und in eine Notlage bringt. Es geht gesitteter und gemütlicher zu als in Leonardo di Caprios The Revenant, bei dem es um Rache und um menschlich wie tierisch aggressive Gegner geht. Hier taucht lediglich ein Puma auf. Leuchtmunition hilft.

Nach einigen Tagen machen sich die beiden, die auch verletzt sind, auf den Weg in Richtung Tal. Das ist gefahrenhaft, bindet die beiden näher aneinander. Es darf verraten werden, dass sie es schaffen, ohne allzugroße Traumatisierungen in ihre alten Leben zuürckzukehren. Dabei ist zu sehen, dass sie aus besseren Mittelklassemilieus stammen, einen gehobenen Lebesstandard haben und so wirkt im Rückblick ihre Überlebensreise mehr wie eine Abenteuer – und eine Liebesreise. Denn wer hat heute bei all den Nachrichten, die täglich auf uns einprasseln, noch Lust auf einen reinen Katastrophenfilm?

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