A Ghost Story

Nietzsche ist ein Referenzpunkt in dieser fotografisch schönen Kunstinstallation mit Gespenst.

Die Frage bleibt offen, welche These von Nietzsche illustriert werden soll, diejenige vom Gott, der tot ist oder diejenige von der ewigen Wiederkehr des Gleichen.

Zwischendrin wird existentialistisch philosophiert über das All und die Teilchen und über das Sein zum Tode. Beethoven ist ein weiterer Referenzpunkt.

Der anfängliche Eindruck dieses Filmes von David Lowery ist ein Echo auf Bela Tarr, wie er sich Zeit lässt für Stimmungen. Vorneweg wird Virgina Wolf zitiert, dass immer nachts, wenn sie aufwache, irgendwo eine Tür zuschlage.

Belatarrhaft ist die Länge von Einstellungen, das Wenige was passiert. Ein junges Heteropaar lebt in einem Bungalow ohne direkte Nachbarn. Ein paar Sachen räumen die aus. Sie zieht eine schwere Kiste um die 100 Meter vom Haus über einen schmalen Trampelpfad und dann übers Gras, obwohl direkt neben dem Haus ein Auto steht. Eine lange Einstellung.

Später, wenn ihr Freund gestorben ist, bereitet sie eine Art Müsli in einer ausladenden Schüssel. Sie wird in einer ungeschnittenen Szene den Inhalt beinah aufessen, zuerst im Stehen, dann auf dem Boden an ein Möbel gelehnt sitzend.

Auffällig ist auch das Bildformat, das dem Film liebhaberische Qualität zueignet, dieses quadratische Format, was an Super-8 erinnert und daneben Platz für ein breiteres Format offen lässt, dieses aber nicht nutzt. Die Leinwand als Rähmchen für den Film.

Das Paar liebt sich, kuschelige Nähe, Intimität, Wohligkeit, Vertrauen, Sicherheit. Nur die Musik, die suggeriert Gefahr. Aber das Paar liegt nebeneinander, bildfüllend im Bett, keine heftige Sexaktivität, nur zärtliche Nähe der Gesichter und ein Kuss, auch der mehr symbolisch. Lowery lässt die Szene so lange stehen, dass man etwas ungeduldig wird und denkt, jetzt wäre es an der Zeit für eine Veränderung.

Erst nach strapaziösem Überziehen der Geduld gibt es einen Schnitt. Man kann es ruhig verraten, da das Haupttopos des Filmes offenbar entweder der Versuch der Erklärung des Unerklärlichen per Bild oder die Erklärung des Offensichtlichen per Bild oder die Erklärung des Okkulten per Bild ist: es wird eine Bildinstallation, in der immer ein ganz simples Leintuchgespenst mit zwei dicken Löchern um die Augen und ohne Augen dahinter zu sehen ist in den Räumen des Paares, weit über dessen Zeit hinaus über jede Menge Nachmieter bis die Schleife sich vollendet.

Es gibt unkonventionellerweise eine Erklärung für das Gespenst. Nach dem Schnitt ist der Mann tot, liegt in der Pathologie. Zugedeckt mit einem weißen Laken. Die Freundin nimmt Abschied. Sie verlässt den Raum. Und dann – nach einiger Zeit – belebt sich die zugedeckte Leiche, eine undankbare Rolle für einen Schauspieler, setzt sich auf, steht auf, geht in den Raum.

Es gibt einen symbolischen Akt, der nichts erklärt. Die Frau hinterlässt einen Zettel und steckt ihn in die Ritze eines Mauerstückes. Immer wieder wird das Gespenst an diesem Mauerstück kratzen über die lange Zeitstrecke, die der Film zurücklegt, mit wechselnden Bewohnern und Veränderungen des Hauses. Kratzen am Geheimnis? Die Auflösung ist wenig geheimnisvoll.

Viel Geschmack in Bildgestaltung. Viele oder gar keine Rätsel der Interpretation.
Paarintimität, Gefahrenmusik. Oder der Versuch der Bebilderung eines ewigen Stillstandes. Akademelei, akademische Spielerei. Akademelnde Spielerei.
Das Leben ist zum Tode da, die Kinder sind zum Tode da.

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