Die afrikanischen Mädchen waren kritischer als die deutsche Filmemacherin. Sie haben die pseudophilanthropische Institution auf dem Kpong Airfiled in Ghana verlassen. Vorher hat Monika Grassl sie porträtiert im Sinne einer guten Sache. Die Entwicklung der Dinge sollte sie eines Besseren belehren.
Es ist eine kuriose Veranstaltung, diese Pilotinnenschule. Ein Brite namens Jonathan, der sich als Afrikaner bezeichnet und mit der Afrikanerin Patrizia verheiratet ist, hat sie erfunden und sammelt mit dem wohltätigen Vorsatz weltweit Gelder.
In seiner Funktion als Chef übt er paramilitärischen Exerzierdrill („Wenn Ihr hier durch seid, wird keiner Euch mehr einschüchtern können.“) und Menschenschinderei („Zaunlauf!“), lebt unkontrolliert seinen Schindertrieb aus. Aber die Filmemacherin dokumentiert brav und respektvoll wie ein Mäuschen. Selbst im Titel, der nach Ende der Veranstaltung hinzugekommen sein dürfte, liest es sich so, als sei es eine gute Sache, wenn man in Afrika sage, Mädchen fliegen nicht, aber diese Mädchen hier zeigen, dass es anders geht.
Das wundert einen den ganzen Film lang, dass nur dieser Jonathan und seine Frau Patrizia zehn und mehr Mädchen über vier Jahre lang aufs Fliegen vorbereiten wollen, dass es offenbar keine anderen Lehrkräfte gibt und keine höhere Instanz, nur Gönner, die Newsletters erhalten oder ausnahmsweise als Gast vorbeischauen.
Geflogen wird so gut wie nicht; dafür Rasen gemäht und Landebahn sauber gemacht, Gebüsch gerodet und Umgebungsarbeiten ausgeführt. Oder sie machen eine Lachübung. Die Mädchen müssen ihre Namen gegen Nummern tauschen. Das begründet Jonathan haarsträubend.
Der Film wirkt so, als glaube die Filmemacherin Monika Grassl und mit ihr die BR-befugte Redakteurin Claudia Gladziejewski, dass sie eine gute Tat dokumentieren würden, beispielhafte Entwicklungshilfe. Umso mehr als sie mit der verkrüppelten Lydia, die seit einer Infektion mit vier Jahren einen deformierten Arm hat, eine Heldin mit besonderem Rührpotential aufbieten können. Klein gewachsen ist sie auch noch und will die jüngste Pilotin auf dem Kontinent werden.
Gerne zeigt die Filmemacherin die Mädchen beim Rumalbern, bei manchen schaut sie auch bei deren Familie vorbei oder begleitet sie zu einem Besuch in der Stadt, in welche sie mit einem Sprinter hinfahren.
Die Hintergründe für das Projekt, vor allem auch die Finazierung aus Europa, bleiben im Dunkeln. Routine-Sprecherei als Voice-Over und Kommentar. Der Film hinterlässt ein komisches Gefühl, weil er einen lange in die Irre führt und man sich wundert, merkt denn keiner was, was da vorsicht geht; warum bezieht die Filmemacherin keine Position dazu; warum klingt das nicht wenigstens im Titel an. Sie scheint mit der Entwicklung der Dinge und ihrer anfänglichen Naivität nicht klar gekommen zu sein und die Redakteurin hat sie im Regen oder in der Wüste oder auf dem Rasen der Landebahn von Kpong stehenlassen.