Madame

Klassenunterschiedskomödie. Dienstmädchenträume.

Der Traum vom Dienstmädchen Maria (Rossy de Palma) von der Liebe zum internationalen Kunsthändler David (Michael Smiley) ist nicht des Dienstmädchens Traum, sie würde sich das gar nicht zu träumen wagen.

Er entspringt der Fantasie der Autorin und Regisseurin Amanda Sthers. Sie findet es offenbar pikant, in den Untiefen des Klassenunterschiedsdenkens zu wildern. Sie scheint unreflektiert angefixt vom Superreichtum, in welchem zur Deckung von unerwarteten Unkonsten auch mal ein Caravaggio für 50 Millonen Euro verhökert wird.

So weit, so groschenroman-, klatsch- und kitschspaltenaffin. Dann bedient Sthers sich eines an sich tauglichen und bewährten dramaturgischen Kniffes, um Bewegung ins erstarrte Reichen- und Dienstbotenleben zu bringen. In dieser Welt ist der Seitensprung für die Reichen selbstverständlich, fürs Gesinde ist er tabu.

Madame Anne (Toni Collette) hat Gäste, eine Tafel für 12 ist gedeckt. Unangemeldet stößt Stiefsohn Steven (Tom Hughes) dazu. 13 Gedecke. Unerträglich für die abgergläubische Anne. Ein 14. Gast muss her und wenn es ein erfundener Gast ist.

Maria, das Hausmädchen, soll sich als geheimnisvolle Freundin der Hausherrin ausgeben, wenig reden und trinken. Das Gegenteil wird selbstredend der Fall sein und mit abgestandenen, unanständigen Witzen erobert Maria die Herzen der illustren Gäste, besonders dasjenige von David.

Die Affäre wird ernsthaft. Die Hausherrin versucht, sie zu torpedieren. Harvey Keitel spielt mit als femdgängerischer Gatte Bob von Anne. An ihm werden am deutlichsten Unbedarftheit, Ahnungslosigkeit und Unbeholfenheit von Drehbuch und Regie sichtbar. So spielt er, was er wohl ist: einen Herren, dem es gut geht, der sich eher langweilt in seinem (Rentner-)Wohlstand, der keine besonderen oder größeren Probleme hat und getreulich tut, was die Regisseurin ihm zu tun gebietet, weil er ja so wie das Dienstpersonal weisungsgebunden sein Geld (oder Zugeld zur Rente) verdient.

Insofern ist Rührung angesagt für das darstellerische Dienstpersonal, das sich alle Mühe gibt, den Schwächen von Drehbuch und Regie tapfer etwas entgegenzusetzen und sich dagegen wehrt, ins Bauern- und Laientheater abzustürzen. Sprühendster Witz: Anne: Sie sind Evil. Mann: Nein, ich bin Franzose.

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