Diese meisterliche Bestsellerverfilmung von Michael Carney nach dem Buch von Ron Hall, der seine eigene Geschichte aufgeschrieben hat, ist nicht Ausdruck des hässlichen Trump-Amerika. Es ist Reminiszenz an ein optimistisches, hoffnungvolles und gläubiges Amerika, eines Amerikas der moralischen Aufrüstung, das in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg aus unserem Planeten eine bessere Welt machen wollte.
Ausgehend von der Erkenntnis, welche „mess“, welch Unordnung und welch Durcheinander und Chaos auf der Welt herrsche. Dazu zählt die Rassentrennung, die heute auf dem Papier aufgehoben ist, aber im amerikanischen Alltag immer noch zu heftigen Verwerfungen führt. Darauf weist der Titel des Filmes hin, der jedem Menschen eine Individualität zugesteht, wobei die Hautfarbe so ziemlich das nebensächlichste Unterscheidungskriterium sein dürfte.
Der Satz stammt von Denver (Djimon Hounsou). Er ist ein Schwarzer mit teils traumatischer Vergangenheit, der in der Jugend noch als Sklave auf Baumwollfeldern in Louisiana schuften musste, während im Norden die Sklaverei schon aufgehoben war. Er flieht, landet im Norden in der Obdachlosigkeit, gilt als schwierig, unberechenbar und auch gewalttätig. Hier lernt ihn Deborah Hall (Renée Zellweger) kennen. Sie arbeitet in der Suppenküche der „Mission“.
Der Film führt allerdings auf anderem Weg dahin. Ron (Greg Kinnear), der ein reicher Kunsthändler ist und entsprechend wohnt, soll für seinen Verlegerfreund Julio (Daniel Zacapa) seine Geschichte aufschreiben. Es ist die Geschichte, die der Film in Rückblenden erzählt, die direkt zwei Jahre und dann weiter zurückreichen. Es ist die Geschichte der anfangs schwierigen und dann über das Buch und zahllose gemeinsame Auftritte berühmt gewordenen Freundschaft zwischen Ron und Denver.
Michael Carney erzählt diese Geschichte mit größtem Respekt und diskreter Zurückhaltung bestens verdaulich und nachvollziehbar, nie langweilig, gepflegt zubereitet, durchaus mit Rührmomenten und einem sensationell zarten, riesigen Grabgebinde nach dem Tod von Deborah.
Carney lässt oft ein weiches Voice-Over die Geschichte vorwärtsbringen. Er hat sich für eine gänzlich unaufgeregte Erzählweise entschieden, die die Vorgänge und die Charaktere, die zu Zusammenstößen wie zum Zusammenraufen führen, ganz genau beobachtet.
Der Geschichte wohnt einerseits Magie inne: Deborah hat Denver im Traum gesehen und ihn erst dann bei der Tafel entdeckt. Andererseits ein eigentümlicher Pragmatismus und Umgang mit dem Seitensprung des Gatten; denn die Ehe hat nach 19 Jahren gewackelt, es gibt zwei Teens im Haus; intim sind die Ehepartner 10 Jahre nicht mehr gewesen.
Deborah aber ist nicht nur ein Engel für die Obachlosen, sie rettet die Ehe mit der besonderen „Strafe“, dass Ron ihr beim Essenverteilen in der Mission helfen soll. Wohltätigkeit als Strafe. So kommt die Begegnung zwischen Ron und Denver überhaupt erst zustande. Sie ist anfangs alles andere als erfreulich.
Inhaltlich spielt der Dichter Blake eine Rolle, der Vogel zeichne sich durch das Nest aus, der Mensch durch Freundschaft. Renée Zellweger ist nach wie vor eine hervorragende Schauspielerin. Aber man erkennt sie nicht auf Anhieb; wie sie sich im Gesicht hat verstümmeln lassen, auf eigene Verantwortung.
A lot of messed up things. Ein Film der wunderbaren Herbststimmungen.