Lebenslinien: Ilse Neubauer – Von wegen Ilse-Hasi (BR, Montag, 20. November 2017, 22.00 Uhr)

Ach, was sind die beim Bayerischen Fernsehen unflexibel, in diesem Fall Autorin und Regisseurin Birgit Eckelt unter der redaktionellen Aegide vom Christiane von Hahn.

Sie planen Lebenslinien zu einer der sicher besten bayerischen Schauspielerinnen mit dem Wenigsten an Stargetue, zu Ilse Neubauer. Denken sich aus, was sie dabei machen und zeigen und recherchieren können, denken sich aus, dass sie einen Sprecher brauchen, der kommentierende Texte spricht, denken sich aus, dass sie zu dem Haus in den Bergen fahren, in welchem Ilse als Kind mit ihrer strengen Mutter, der bösen, älteren Schwester und dem kaum vorhandenen Vater eine Zeit lang gewohnt hat.

Sie fahren in ein Internat in die Schweiz, in welchem Ilse einen Teil der Schulzeit verlebte, suchen die Freundin Petra Perle in ihrem kuscheligen Wollladen auf, ist ja nicht unsympathisch, lassen den Kollegen Gert Anthoff über sie reden, den BR-Regisseur vom misslungenen falschen Siebziger, ihren eigenen Sohn auch, der soll doch seine Fotokunst präsentieren können.

Sie hecken aus, dass sie Ilse im Garten ihres Hauses in der Ludwigsvorstadt zeigen, beim Radeln durch die Stadt, am Bahnhof, in einem Kiosk, wühlen in Fotoalben von Ilse, picken sich, wohl nicht mit allzuviel Arbeit verbunden, einige Szenen aus Filmen heraus, sind bei ihrer Geburtstagsfeier im Hinterhof-Pflanzenasyl dabei, so glauben sie, ordentliche und typische „Lebenslinien“ herzustellen.

Dann interviewen sie sie noch direkt in die Kamera. Lassen sie erzählen. Da stellt sich heraus, was für ein direkter Mensch Ilse Neubauer ist, wie sprudelnd sie erzählen kann, wie gerade heraus sie über die Zustände in ihrer Familie berichtet, über ihre eigene Entwicklung, wie spannend sie schildern kann; da müssten doch die Filmemacher und die Redaktion aufgehorcht haben, müssten gecheckt haben, dass all der brave, öde Beifang drum herum verblasst, den sie schulisch gedankenlos produziert haben, und dass dieser den Eindruck der Lebenslinien verwässert, dass es vollauf genügt hätte, Ilse erzählen zu lassen, ohne jeden Kommentar drüber, Fotos einblenden, zwischendrin einige markante Filmausschnitte; aber nee!, die Fernsehleute in ihrer bornierten Dusseligkeit bemerken nicht, was für ein Goldstück sie vor sich haben, arrondieren es mit Blech, schieben Dienst nach Vorschrift, peinlich und unverzeihlich, versauen sich ihr Juwel.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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