Der Wein und der Wind

Clinch bei Weinbauerns.

Cédric Klapisch (Mein Stück vom Kuchen und „L‘ auberge espagnol“), der mit Santiago Amigorena auch das Buch geschrieben hat, lässt seinen epischen Film in Burgund spielen.

Er pfropft und veredelt damit das, was der eindrückliche Von Menschen und Trauben schon dokumentarisch aus der Weinproduktion berichtet hat, noch um einen Ausschnitt aus einer Familiensaga auf.

Die Marmais bewirtschaften ein Weingut im Burgunderland. Sohn Jean (Pio Marmai) ist vor Jahren ausgewandert, er ist mit dem Vater nicht zurechtgekommen, hat sich nicht anerkannt und gerecht behandelt gefühlt. Er ist in Australien gelandet und hat dort mit seiner Freundin Alicia einen Sohn.

Beim Vater auf dem Familiengut zurückgeblieben ist Tochter Juliette (Ana Girardot), die sich als Frau durchkämpfen und Respekt verschaffen muss; während ihr Bruder Jérémie (Francois Civil) mit der Tochter Océanne (Yamée Couture) von Großweingutsbesitzer Anselm liiert ist, mit der er auch ein Kind hat. Sie dürfen gnädigerweise in einem kleinen Häuschen neben dem schlossähnlichen Gut ihres Vaters wohnen.

Da Vater Marmais im Sterben liegt und möglicherweise auch aus wirtschaftlichen Gründen kehrt Jean unangekündigt und überraschend auf das Familiengut zurück. Er führt uns durch die Entwicklungen und Probleme der Familie bei gleichzeitig fast dokumentarischer Inszenierung von Weinlese inklusive Beerenschlacht, Weinverarbeitung und Weindegustationen bis zu Blindverkostungen oder Rodung aber auch die Probleme und Konflikte, die sich durch die Erbschaft ergeben. Der Staat will so viel Steuer, dass dringend an einen Verkauf von Teilen, wenn nicht des ganzen Gutes gedacht werden muss.

Der Film spielt über den Zeitraum von einem Jahr. Er fängt mit der Weinlese an. Die Erntehelfer werden eingewiesen. Es gibt einen Rabbatzmacher, es gibt einen Nachbarn, der in den Reben der Familie wildert, es gibt Feten und eine erotische Spannung zwischen Jean und einer Lesehelferin, während er gleichzeitig über Telefon an seiner ungeklärten Beziehung zur seiner australischen Freundin arbeitet.

Schwester Juliette muss wichtige Entscheidungen treffen, die für die Qualität des Weins von überragender Bedeutung sind, wann mit der Lese beginnen, wie viele der Trauben ‚trappen‚ (gemäß deutschem Untertitel).

Der Großgutbesitzer ist interessiert am besten Rebhang, der eine auserlesene Qualität von Trauben hervorbringt.

Klapisch schafft es mit einer prima ausgewählten Schauspielerschar, glaubhaft diese Weinbauernfamilien zu zeichnen und den Zuschauer immer mehr, wie bei einer Fernsehserie oder einer ausladenden Familiensaga hineinzuziehen, so dass man nicht abgeneigt wäre, noch vom Fortgang der Geschichte zu hören.

Schönes Symbol für menschliches Hin- und Her: die beiden Brüder beobachten ihre Schwester mit dem maskulinen Weinlesehelfer Masmoud und ein ander Mal Anselm im Gespräch mit der Schwester außer Hörweite und erfinden die Texte der beiden nach. So versetzt man sich in das Denken und Handeln anderer Menschen. Nicht anders macht es der Filmautor und -regisseur Klapisch; weshalb die Dinge so glaubwürdig rüberkommen. Und, eh klar, das Thema Liebe und Wein, das muss sein, das macht die Geschichte zu einem feinen Tropfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert