Overdrive

Eine merkwürdige Doppelung findet sich im Wörterbuch zum Begriff ‚Overdrive“, das ist einerseits der ‚Overdrive‘, die Schnellstufe, andererseits aber auch der Schongang, das Schonganggetriebe.

Trifft beides auf diesen Film von Antonio Negret nach dem Drehbuch von Michael Brandt und Derek Haas zu. Der direkte Bezug ist der Overdrive von Sportwagen, der gerade auf engen Straßen und kurzen, geraden Stücken eingelegt werden kann, um mit extrem hoher Beschleunigung auf wenigen Metern einen anderen Wagen zu überholen.

Das leisten auch Oldtimer unter den Sportwagen, Bugattis, Ferraris. Denen gilt eines der Hauptaugenmerke des Filmes, der einer Liebeserklärung an diese ‚legacies‚ gleichkommt. Faible für Oldtimer, der Film will selber als ein solches Glanzstück erscheinen. Alles mit Hingabe und Liebe hergestellt, womöglich alles von Hand und so wenig wie möglich mit Computeranimation, die ganze Action. Heute bringen solche Oldtimer auf Auktionen Millionen, denn sie wurden als Exclusiv-Stücke von berühmten Herstellern in kleinen Auflagen produziert.

Um solche Oldtimer dreht sich der Handlungsfaden. Die Gebrüder Foster, Andrew (Scott Eastwood) und Garrett (Freddie Thorp) sind spezialisiert auf die Diebstähle von Oldtimern. Das wird in der Exposition wunderbar erklärt. Erst beobachten sie eine Auktion, merken sich den Käufer, holen sich offenbar, das wird nicht erzählt, die Informationen über den Transport, lauern diesem unterwegs auf, stürmen den Transporter mit viel händischer Action.

Hierbei wird auch der Schongang im Sinne einer stoischen Machart offenbar, wie liebevoll Details erzählt werden, wie die Macher nicht in Hektik verfallen, auch wie die beiden Brüder wie gepflegte, sympathische junge Männer vorgestellt werden als Repräsentanten einer eingängigen Jugend, die sich an Trends der Aufmachung hält, die nicht durch Eigenwilligkeit auffallen will, fast angepasst, wenn da nicht ihr tollkühner Job wär, der viel abenteuerlicher wirkt als sie selbst.

Schongang ließ die Produktion auch beim Drehbuch walten. Dies scheint sich ordentlich bedient zu haben bei Action-Story-Standards. Die beiden (grünen) Jungs, die viel cleverer handeln als sie ausschauen, haben Pech mit diesem Diebstahl, denn der neue Besitzer Jacomo Morier (Simon Abkarian) kommt ihnen auf die Schliche. Er macht sie dingefest und erpresst sie, ein Traumauto von seinem Konkurrenten Klemp (Clemens Schick) zu klauen. Dieser ist gerade dabei, in Marseille sich sein Teil von der Unterwelt zu greifen.

Klemp wohnt in einer exponierten und hochsicherheitsgeschützten Villa. Für diesen schwierigen Bruch wollen sich die Brüder Foster eine lokale Mannschaft zusammenstellen. Dazu stößt eine Meisterdiebin zu ihnen, Devin (Gaia Weiß) sowie ein Tresorknacker und geübte Stuntfahrer von wegen Overdrive. Auch die Freundin von Andrew, Stephanie (Ana de Armas), eine Computerspezialistin, macht mit und ist für eine lose und oberflächlich zu Faden geschlagene Liebesgeschichte gut.

Ferner funken zwei Polizeikommissare drein. Jetzt können die Figuren aufeinander losgelassen werden. Jetzt können sie diesen Film um traumhafte Oldtimer, der gleichzeitig ein BMW-Werbefilm ist, der ein einladendes Südfrankreich mit hübschen Darstellern und einem Hauch Nostalgie an Belmonodo-Filme präsentiert, als ordentliche Fingerübung von Machern und Darstellern in begeisterter Liebhaberei vom Schongang in den Overdrive schalten.

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