Nur ein Tag

Hier muss ich spekulieren, was Absicht und Ziel dieses mit öffentlichen Mitteln geförderten Filmes von Martin Baltscheit ist.

Es gibt eine Situation, da sitzen die beiden Protagonisten Fuchs (Lars Rudolph) und Wildschwein (Aljoscha Stadelmann) parall in Klapplehnstühlen auf einer Holzveranda am Wasser, halten Schirme auf und stellen fest, dass sie warten. Cut im Hirn des Betrachters: Warten auf Godot von Samuel Beckett, Estragon und Wladimir.

In Richtung solch trauriger Existenzclowns würden auch die Themen passen, es geht um Glück, Traurigkeit und das Leben, um das Alter, die Erinnerung, das Sterben und den Tod, die Beschränktheit des Lebens, Kummersäcke ohne gute Laune, auch Familie und Fortpflanzung genauso wie um die Jagd auf Gänse. Wildschwein ist ein Trüffelsucher und liebt Trüffelpuffer.

Die Themen fransen ein bisschen aus in ihrer verknappenden Abstraktheit. Merkwürdig ist auch die Inszenierung dieser beiden Männerfiguren, dumpf, kindertheaterhaft.

Sie warten auf die Eintagsfliege. Die entpuppt sich als eine junge Frau, die aus dem Wasser auftaucht (Karoline Schuch). Sie spielt natürlicher, unbefangener als die beiden Männer. Sie hält sich anfangs auch nicht für eine Eintagsfliege. Sie unterrichtet die beiden Schwerenöter im 1×1 im Wald.

Später verheiratet sie in einer katholischen Kapelle mit schönen Kreuzwegbildern die beiden Männer. Frühkindliche Vorbereitung auf die Schwulenhochzeit? Das Kind, das Fuchs als Schwangere austrägt, ist die Weste von Wildschwein, der jetzt Walter heißt. Familienglück. Die Eintagsfliege spielt das Kind. Wiegenlied.

Es gibt Begrenzungen. Einen elektrischen Grenzzaun, Überwachungskameras und eine Schar Gänse, die Fuchs durcheinanderbringt. Es kommt zur Aufklärung über das Eintagsfliegenwesen. Dann muss Fuchs abdanken.

Mit Anke Engelke, der zweiten Eintagsfliege, kommt die stimigste Figur in den Film. Sie erinnert an die grauen Männer der Zeit in Momo von Michael Ende. Sie zählt die Minuten und Sekunden rückwärts bis zum Ende ihres einen Tages. Hier stimmen Spiel, Kostüm und Text wie aus einem Guss zusammen und bringen einen düsteren Akkord in den Film, von dem nicht klar ist, an wen er sich wendet: will er frühkindliche Existenzphilosophie betreiben? Ein kopflastiges Unternehmen.

Die Ausstattung lässt eher auf das Genre Fernsehmärchen schließen mit ihren Seehäuschen- und Campingwagenidyllen, was sich zwar angenehm vom Fernsehserienrealismus abhebt, aber nicht erhellend genug ist für die Absicht dieses Filmes und zum Kapieren der Figuren mit ihren beschränkten Horizonten.

Vielleicht gut gemeint, oder auch nur gut oder nicht ganz so gut gedacht. Schöne Insektenaufnahmen sind einige in den Film montiert und einmal gibt es ein jazziges Alphorntrio-Intermezzo. Kulturverschwurbelung.

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