Fikkefuchs

Griechenland bringt den Teutonen die Erlösug, Sonne, Meer, Wein, Sirtaki – und das mit den Frauen kriegen der Stecher und der Fikkefuchs auch noch irgendwie hin.

Das sind Oberstecher Rocky (Jan Henrik Stahlberg, der auch die Regie führt und mit Wolfram Fleischhauer das Drehbuch geschrieben hat), der seinen 50. Geburtstag begeht und sein Sohn Thorben (Franz Rogowski), der allerdings vorher noch ein paar Befreiungslektionen der althergebrachten Art bei Nutten im Auto benötigt (angestrengtes Körperteilverschlaufspiel).

Bis Griechenland, das ist der Schluss dieses Themenfilms, der in Berlin spielt, kämpfen beide Mannen vor allem theoretisch mit dem Thema Ficken und Anbandeln, als ob der Mensch und im Speziellen der Mann, nur aus diesen beiden Dingen bestünde.

Theoretisch im Sinne angewandter, also gerne vorgelesener, auch voice-over, möchtegernmännerweisheitsphilosophischer Literatur. Das ist im Prinzip nicht unsympathisch. Ersetzt aber keinen Handlungsfaden. Der anfängliche, dass Thorben seinen ihm unbekannten Vater aufsucht, der ein Renomme als Frauenheld hat, der ist bald vollendet, sobald die Beiden zusammenspannen.

Diese theoretischen Texte, die werden den Figuren in den Mund gelegt oder auf der Tonspur vorgetragen zu allerlei Alltagsbildern aus Berlin, aus der Wohnung des Vaters, Bars und Discos, Straßen und Supermarkt.

Thorsten betreibt einen Internetvideokanal genannt „Sword-Fish“ mit eingängiger Cartoon-Symbolik zwischen Schwertfisch und Frau.

Später besuchen die beiden einen Emanzipationskurs für Männer bei Wilson (Susanne Bredehöft).

Die ernsthaft gedachten Texte gehen zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Weil Stahlberg als der hauptverantwortliche Filmemacher sich zu sehr auf sein enges Thema fokussiert und alles diesem unterordnet (ein Gang durch Berlin sieht nur Sexsymbole) und ganz vergisst, ein Handlungsgerüst, das den Zuschauer, der jetzt vom Thema trotz seiner ausufernden Allgemeingültigkeit nicht ganz so angefixt ist wie er selber, bei der Stange halten würde.

Trotzdem passiert Anrührendes, wenn nach durchzechter Nacht der Vater den Kot und den Urin nicht mehr halten kann und der Sohn versucht, ihn im Bad und über der Badewanne erst auszuziehen und dann sauber zu machen.

Dabei sind die Filmemacher, die thematisch so mutig tun, allzu ängstlich darin, was sie nun zeigen wollen, wie radikal sie vorgehen wollen, wie viel Nacktheit sie zulassen. Nur keine Schwänze zeigen bei einem Film, der das zum Thema hat.

Anrührend ist auch, wenn Thorben am Bett des Vaters sitzt, besorgt schaut, seinen teilnackten Rücken mit kleinem Hautauswuchs sieht. Da wird die Beziehung fleischlich und ganz unsexy.

Eine schöne Szene ist auch in der U-Bahn gelungen mit einem langhaarigen Jungen, der ungeniert übers Internet mit anderen Jungs anbandelt und Thorben und dessen Vater vor den Köpf stößt mit der Behauptung, es aus purer Lust zu tun. Jetzt vertritt der Vater plötzlich die konservative These dagegen, spielt sich als Beziehungstyp auf.

Drehbuch und Figurenstudium lottern an allen Ecken und Enden. Es scheint, als ob die Leute unbedingt drehen wollten, dringlich drehen wollten, lange bevor sie ein ausgereiftes Konzept zur Präsentation ihres eben doch schwierigen und gleichzeitig nicht abendfüllenden Themas gefunden haben. Insofern eine unausgereifte Angelegenheit, die letztlich niemanden befriedigen wird. Vom Typ her sind die beiden Protagonisten so ziemlich das Gegenteil von Sexfreaks, das wiederum ist durchaus sympathisch. Trotzdem würde ich einen realen Griechenlandtrip diesem Film vorziehen.

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