Mit lautem Temperament donnert diese Motorentragikomödie über die Leinwand, eine beherzte Bebilderung von zwei Positionen der Kontroll- und Rennfahrerphilosophie: „Wenn du alles unter Kontrolle hast, bist du nicht schnell genug.“
Für diese These steht Loris (Stefano Accorsi). Er lebt sie förmlich. Er war eine Rennfahrerlegende (Ballerino), ist inzwischen ein abgestürzter Kotzbrocken, lebt mit der Junkie-Frau Annarella (Roberta Mattei) in einem runtergekommenen Wohnwagen.
Loris‘ Schwester Giulia (Matilda de Angelis), die Titelfigur, ist erst 17, fährt bereits Rennen und hat nicht mal einen Führerschein. Sie steht für die beherrschte Kontrolle, für das ordentliche Suchen der Ideallinie. Sie fahre zu sauber, meint ihr Bruder, die Ideallinie in einer Kurve zu fahren, sei Quatsch.
Loris ist abgebrüht.
Matteo Rovere, der diesen Film nach dem Drehbuch von Filippo Gravino und Francesca Manieri als ein emotional narratives Stück Kino hergestellt hat, bündelt diese Thesen in einer klaren Geschichte.
Eben ist der Vater von Loris und Giulia gestorben. Eindrücklich ist es, wie am Friedhof Rennwagen mit Motorgeheule Spalier stehen für den Sarg, denn der Vater war auch Rennfahrer, wenn auch kein erfolgreicher.
Für die Beerdigung ist Loris nach 10 Jahren zur Familie zurückgekehrt. Dort lernt er seinen kleinen Bruder Nico, der von der gleichen Mutter sei, kennen. Loris, als Symbol des beherzten Kontrollverlustes, passt nicht in die Welt von Giulia. Aber sie bekommt ein Problem: der Vater hat für ihre beginnende Rennfahrerkarriere Geld aufgenommen und das Haus als Pfand gegeben. Wenn sie die GT-Meisterschaft gewinnen würde, hätte sie genügend Geld, um die Schulden abzuzahlen.
Giulia kann den alten Techniker Tonino (Paolo Graziosi) für ihr Team gewinnen. Und bald schon wird Loris sie trainieren und während der Rennen coachen.
Selbstverständlich, dass so ein Film reichlich angefüllt ist mit Aufnahmen vom Motorsportzirkus und zwar nicht nur auf den Rennstrecken, denn das Prinzip Kontrollverlust, für das Loris steht, sorgt immer wieder für Konflikte (inklusive eines Sorgerechtsstreits um Nico), die in ausgiebige Verfolgungsjagden auf öffentlichen Straßen und Plätzen münden mit dem Höhepunkt des irregulären Italian Race. So ergeben sich auch tragische Momente. Denn der Rennfahrersport ist gefährlich, aber Es gibt nur noch wenige von uns wahrhaft Verzweifelten (und – vermutlich – ist Rennsport doch vor allem etwas für Männer!).