Die Mumie 3D

Sie haben die Götter erzürnt.

Das kann direkt zu einer psychischen Belastung führen, sich dem ausgesetzt zu sehen, dass ein Mann wie Tom Cruise in fortgeschrittenem Alter immer noch solche Rollen spielt, in denen er sich immer wieder auf den Boden hechtet und kullert, denn die jugendliche Leichtigkeit ist definitiv dahin.

Verständlich ist, dass Cruises nackter Altherrenoberkörper mit dem makellos schwarzen Haarteil obendrauf, wenn der sich in der Pathologie aus der vermeintlichen Leiche herausschüttelt und -schält, zur Attraktion für eine verfluchte Mumie aus dem alten Ägypten wird.

Wobei die Geschichte von David Koepp (Inferno) + 5, die Alex Kurtzman inszeniert, in der Exposition durchaus Plausibilitäten für das Zombie-Mumien-Genre aufweist. Sie fängt mit zwei parallelen Heute-Ereignissen an.

In London fräst sich eine Tunnelbohrmaschine tief unter der Stadt durch den Untergrund und stößt auf ägyptische Grabstätten (ok, Kreuzritter und so) und im Irak herrscht Krieg, hochaktuell, man sieht nicht näher definierte Militärs antike Monumente zusammenschießen – Aktualitätsbezug gelungen.

So schlimm treiben es Tom Cruise und sein Kumpel im Irak nicht. Sie befreien, wie sie sagen, kostbare Antiquitäten. Dass sie dabei unter Beschuss kommen, ist nachvollziehbar. Dass sie auf ein unteriridisches Verlies stoßen, ist dem Genre geschuldet, und dass Cruise mutwillig die als Mumie dort eingesperrte ägyptische Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella), mit deren Vorgeschichte der Film anfängt, befreit und somit die bösen Geister und Monster loslässt, ist genreimmanente Logik.

Die geschätzten restlichen eineinhalb Stunden verbringt der Film damit, den Satz zu illustrieren und zu zerdehnen, dass mancher manchmal zum Monster werden müsse, um ein Monster zu bekämpfen.

Dazu wühlt der Film fantasielos und gehetzt – wohl aus Angst vor Momenten der Klarheit und der Einfallslücke – tief in der Trickkiste von Vögel-Horror, Flugzeugabsturzhorror, Zombie-, Monster- und Mumiengenre und auch der „Arzt für Immunologie“ (Russell Crowe als Dr. Henry Jekyll) darf nicht fehlen. Als Führerin durch den an den Haaren herbeigegezogenen Humbug und das Durcheinander fungiert die Archäologin Jenny (Annabelle Wallis).

3D hat merkliche Schärfenprobleme und macht somit alles noch schlimmer und die deutsche Synchro bellt und stößt ihre Sätze aus dem letzten Rohr ins Mikro, darunter schwallt massives Hohlheitsübertönorchester und Tom Cruise versucht angestrengt wie Tom Cruise zu schauen mit diesem leicht geöffnetem Mund und dem blanken Entsetzen auf der Retina.

Dem Satz kann vorbehaltlos zugestimmt werden: Wir haben die Götter erzürnt.

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