Fahr ma obi am Wasser

Ein Stück lebendige, oberbayrische Heimatkunde.

Die Isar als Dreh-, Angel- und Fließpunkt für Handel, Transport, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklumg, als Nabelschnur für München. Die Isar, ein Fluss mit einem Einzugsgebiet mit so viel Einwohnern wie halb Österreich.

Die Flösser habe die Isar schon im Mittelalter nutzbar gemacht für den direkten Holztransport und den Transport von Gütern, Kalk aus Oberbayern, Gips aus Oberau oder Waren venezianischer Kaufleute, feine Seidentücher für Brauereibesitzersgattinnen in Wolfratshausen, Wein aus den italienischen Rebbergen für Klöster entlang der Isar oder Bier aus Wolfratshausen für München. Mit dem Aufkommen von Elektrizität, Stauwerken, Eisenbahn, Verbesserung der Straßentransporte ist die Bedeutung der Flösserei auf die Gaudi-Flossfahrt zurückgegangen.

Walter Steffen beschäftigt sich nach dem Rückblick in eine Episode der Nazizeit (Endstation Seeshaupt) und dem Einblick in die oberbayerische Musikszene (Bavaria Vista Club) ein weiteres Mal mit Oberbayern, mit der Lebensader dieses Landstriches, der Isar.

Er fliegt sanft über die Isar hinweg von der Quelle bis München und dem Ausblick bis zur Mündung in die Donau (es gab die Flösserei bis Wien, auch für Passagiere). Drohnenaufnahmen begleiten seine Zwischenhalte. Er lässt Flösser und Historiker zu Wort kommen, Landwirte und Fremdenführer, Schauspieler als Sprecher und Rezitator oder einen Musiker als Sänger von Texten, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Er befragt Forstingenieure, Volkswirte, Autoren und Archivare. Er geht in der Geschichte zurück bis zu den Römern und der Via Raetia. Er animiert Zeichnungen und Gemälde, er bringt Archivmaterial, Fotos und Filme.

Es gibt eine wilde Geschichte von Ludwig Thoma über eine Schießerei zwischen wildernden Flössern und dem Förster oder es gibt eine unglückliche Liebesgeschichte eine Flössers zu seiner Philomena.

Es ist von den Gefahren der Holzfällens und der Flösserei die Rede, gefährliche Stromschnellen gab es, aber auch angenehme Landeplätze mit Wirtshäusern. Die müssen trinkfeste Gesellen gewesen sein, wenn sie an Land waren, die Flösser, 12 Mass können gut und gerne geflossen sein – pro Mann!

Gefahr lauerte aber nicht nur vom Wasser, es gab Zeiten mit viel marodierendem Volk unterwegs; für den Flösser empfahl es sich, sein Geld sicher in einer Geldkatze aufzubewahren. Denn die Flösserei war eine einträgliche Sache, auch für die Klöster oder Gemeinden unterwegs, die einen Zoll erhoben.

Die Flösserei ist unabdingbar verbunden mit der Entwicklung Münchens. Für die Stadt wurde anfangs vor allem Holz und Kalk angeflösst.

Es ist wie ein beschwingter Gang durch ein lebendiges Heimatmuseum mit vielen Details und Walter Steffen hat Spaß an der Filmerei, daran, auch Wandgemälde oder Handzeichnungen lebendig werden zu lassen. Seine Interviewpartner sind kundige Leute, sind verbunden mit der Geschichte des Landes und der Flösserei und haben interessante Einzelheiten zu berichten, vom Gefangenentransport per Floss, der Johanni-Flossprozession oder dass das mit den Brauereien in Tölz wegen der Tuffsteinkeller zum Kühlen so gut funktioniert habe. Das Bier sei dann nach München transportiert worden, sogar zum Oktoberfest.

Es gab Zeiten blühender Flösserei mit über 1500 Flossfahrten in einem Jahr. In München war da, wo heute das Deutsche Museum ist, der zentrale Flosshafen mit regem Leben.

Hier ist der Link zur Website des Films.

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