Drei Fragen an Lavinia Wilson und Barnaby Metschurat

Am Donnerstag startet Ihr Film HEY BUNNY in den Kinos. Er spielt in akademischem, deutschem Milieu, setzt grotesk die wissenschaftlich verbiesterte Glückssuche anhand von Tierversuchen mit weißen Hasen der unkomplizierten Glückssuche eines zu Hause gebliebenen Akademikersohnes gegenüber, der am Flughafen gestrandete, mollige Touristinnen abschleppt; derweil gerät ein chronisch beleidigter Profihacker zwischen alle Fronten von Aktivisten gegen Klimawandel, Forschern, Liebes- und Glückssuchern, Tierschützern, Widerständlern, der eigenen komplizierten Liebesfernbeziehung zu einer Afrikahelferin sowie der Polizei und falschen Verdächtigungen.

Frage 1: Sie beide sind erfolgreiche Schauspieler; da hat man doch ein bequemes Leben; warum machen Sie sich die Mühe, selber einen Film zu produzieren, was hat Sie dazu bewogen, den Film zu machen?

Barnaby Metschurat: Das Geheimnis unseres Erfolges liegt darin, dass wir uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Wir lieben Film, wir leben Film. Somit ist es für uns ein naheliegender Schritt durch Film die Geschichten zu erzählen und die Fragen zu stellen, die uns beschäftigen.

Lavinia Wilson: Weil wir Lust hatten, diese unsere eigene Geschichte zu erzählen. Auf unsere ganz eigene Art und Weise und mit unserem Humor. Im Film geht es ja auch darum ob man sich traut, für etwas zu kämpfen, was einem wichtig ist und ein Risiko einzugehen, auch wenn man krachend auf die Schnauze fällt damit. Entweder man macht was, oder man lässt es halt bleiben. Wir haben uns für ersteres entschieden.

Der ursprüngliche Impuls kam daher, dass wir ganz oft das Gefühl haben, dass alle um einen herum genau wissen, was man zu tun und zu lassen hat, was richtig und was falsch ist und was das ultimative Rezept fürs Glücklichsein ist, sei es ehrenamtliche Arbeit oder irgendein Ernährungsfetisch. Und man selbst hockt im Auge des Sturms und ist ratlos und überfordert. So entstand unsere Hauptfigur des dauerbeleidigten Adam. Wir wollten sehen, ob und wie wir so einen Typen dazu bekommen können, seinen Arsch hochzukriegen.

Am Anfang waren wir bestimmt ein bisschen naiv, aber anders macht man so was nicht – und irgendwann waren wir schon so weit gekommen, dass wir nicht mehr aufhören konnten. Und jetzt sind wir unendlich stolz. Ganz abgesehen davon haben wir so viel übers Filmemachen gelernt, das verändert auch unsere Arbeit als Schauspieler.

Frage 2: Ihr Film müsste förderwürdig sein, denn er beschäftigt sich mit akuten gesellschaftlichen Themen, vom chronisch beleidigten, non-kommunikativen Intellektuellen, dem besten Trekker, über die Glücksgenforschung mittels Tierversuchen, Demenz, Widerstand, Wissenschaftskritik (Wissenschaftler wollen sich nicht austauschen, sie wollen forschen, sie sind Wölfe), Weltveränderung und Afrikahilfe spielen auch eine Rolle, warum nehmen Sie keine Filmförderung und keine Fernsehhilfe in Anspruch, obwohl Ihre Schilderung des akademischen Milieus allein vom Drehbuch her schon zutreffend und überzeugend wirkt? Hat das vielleicht mit dem Satz über die Sponsoren etwas zu tun: Sponsoren, man kann nicht ohne sie, aber mit ihnen auch nicht?

Lavinia Wilson: Ja, der Satz triffts ganz gut. Aber Ihre Aufzählung zeigt ja auch schon, dass wir keinen monothematischen Film machen wollten. Keines dieser Themen ist das eine Thema des Films, sondern sie schwingen alle mit, oft durch unsere ironische Brille; wir wollten gerade kein Relevanzkino machen, das sich einer Sache annimmt und sie mit einer leicht verständlichen Message versieht, Tierversuche sind böse, Glück ist nicht chemisch herstellbar, Demenz ist schrecklich, Familie ist furchtbar und trotzdem super oder so was, das weiss man ja alles. Sondern all diese Themen prasseln auf unsere Hauptfigur ein und werden zum Teil auch nur angerissen, das Leben ist nun mal oft komplex und unfertig. Auch wenn alle Figuren letztlich auf der Suche nach Glück sind.

Wir haben schon nach einigen Gesprächen mit potentiellen Geldgebern gemerkt, dass das aber anscheinend nicht so gern gesehen ist, dass man so keine Filme macht, wir sollten uns doch auf ein Thema konzentrieren. Aber genau das stand im Widerspruch zu dem Spirit unseres Projekts und unserer Idee, es ging uns ja auch gerade um diese Überforderung, dass die Welt von vielen als kompliziert und absurd wahrgenommen wird – und gleichzeitig sehr komisch sein kann. Die Reduktion ist eine große Kunst und macht für andere Filme bestimmt Sinn, aber uns war von Anfang an klar, dass wir keinen Blockbuster machen, sondern einen kleinen überbordenden persönlichen Film. Der aber auch auf keinen Fall wild und strange um der Hipness willen sein sollte. Kurzum, wir waren schwer einzuordnen und wir hätten uns in jedem Fall auf einen langen, steinigen Weg im Fördersystem einstellen müssen – und da haben wir uns gedacht, dass diese Energie doch lieber gleich ins Filmemachen gesteckt werden sollte. Allerdings kann man diese Selbst- und Freundesausbeutung nur genau einmal machen, ich würde all die tollen Menschen, die uns umsonst geholfen haben beim nächsten Mal sehr gerne bezahlen. Aber jetzt haben wir ja mit „Hey Bunny“ unsere Visitenkarte. Barnaby sitzt schon an einem neuen Drehbuch.

Barnaby Metschurat: Es ist immer leicht, über Institutionen zu meckern. In dem Punkt sind wir eher amerikanisch drauf: Wir begreifen die Möglichkeiten, die sich uns nicht bieten, als Chance und kreieren daraus neue Wege. Man kann viel anstellen, wenn man sich selber für sein Produkt verantwortlich sieht. Aber ich würde es mir immer anhören, wenn mir jemand helfen möchte, meinen Film besser zu machen. Ob mit Geld, Rat oder Tat.

Frage 3: Wer soll Ihren Film anschauen?
Barnaby Metschurat: Keine Ahnung, was meinen Sie? Das ist eigentlich die Frage, die dir der Verleiher stellt, wenn du ihm dein Drehbuch vorstellst. Und Du hast am Besten eine gute Antwort darauf. In unserem Fall hab ich mir die Frage nie gestellt, weil ich ein unvernünftiger Geschäftsmann bin. Ich wollte einfach nur eine lustige und wahrhaftige Geschichte erzählen. Und ich habe mir gedacht, dass sich dadurch bestimmt jemand angesprochen fühlt.

Lavinia Wilson: Ich finde, alle Leute, die nicht doof sind und Humor haben.

Vielen Dank für Ihre Antworten
und gute Resonanz auf Ihren Film!

stefe

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